Die auf Suchtfragen spezialisierte Berner Contact-Stiftung finanziert die Drogeninformations- und Substanzanalysestelle DiB neu aus eigenen Mitteln. Der Stiftungsrat hat entschieden, das vor fünf Jahren geschaffene Angebot nach einem Sparentscheid des Kantons Bern weiterzuführen.
In den Räumen des DiB an der Berner Speichergasse können Partygänger seit 2014 Partydrogen für eine Analyse des Inhalts abgeben. Sie müssen einen Fragebogen ausfüllen und erhalten von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern Informationen zu den Risiken ihres Drogenkonsums.
Bisher finanzierte der Kanton Bern dieses Angebot ganz oder teilweise. Der Grosse Rat des Kantons Bern entschied aber im Dezember 2017, Beiträge des Kantons Bern im Bereich Suchthilfe und mobile Schadensminderung zu streichen. Dies im Rahmen des grossen Entlastungspakets 2018 mit seinen gut 150 Sparmassnahmen.
Wie die Contact-Stiftung in einer Medienmitteilung schreibt, scheint dem Stiftungsrat dieses Angebots aber als «zu wichtig für die Zielgruppe und zu erfolgreich als Teil der Schadensminderung, als dass es eingestellt werden darf».
Die Contact-Stiftung will deshalb neuerdings 115'000 Franken pro Jahr aus eigenen Mitteln für den Weiterbetrieb des DiB aufwenden, wie Contact-Geschäftsleiterin Rahel Gall am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern sagte.
Gall bezeichnete den Entscheid des Kantons als «nicht nachvollziehbar» und «schwer verständlich». Die Übernahme der Kosten sei für die Contact-Stiftung aber tragbar.
Warnungen nach Laboranalysen
Bei DiB melden sich nach Angaben von Contact vor allem Personen, die nicht süchtig sind und wissen wollen, was in den Pillen, im Pulver oder in den Tropfen steckt, die sie im Ausgang konsumieren. Es kämen vor allem gut integrierte Leute und vor allem junge Männer, sagte Gall.
Contact stellt sich auf den Standpunkt, mit DiB animiere sie die Partygänger keineswegs zum Drogenkonsum. Bei den Nutzern des Angebots handle es sich vielmehr um Leute, die schon entschieden hätten, Drogen zu konsumieren.
Seit der Eröffnung des Angebots wurden im DiB 2440 Proben entgegengenommen. Mehr als jede zweite Substanzanalyse hatte eine direkte Warnung an die Konsumenten zur Folge. In letzter Zeit wurden beispielsweise lebensgefährlich hoch dosierte Ecstasy-Pillen festgestellt. Einmal wöchentlich öffnet das Drogeninformationszentrum DiB.
Ausländer konsultieren «Rave it safe»
Ausser DiB ist die Contact-Stiftung im Nachtleben auch mit dem Angebot «Rave it safe» präsent: Fachleute reisen mit einem mobilen Labor an grosse Partys und nehmen vor Ort Partypillen zur Analyse entgegen. Auch dieses Angebot wird die Contact-Stiftung weiterführen.
Die dazugehörige Internetseite «raveitsave.ch» wird immer stärker beachtet, wie es an der Medienkonferenz hiess. Dies gerade auch aus dem Ausland: 31 Prozent der Besucher dieser Seite wohnen in Deutschland.
Dort beneideten die Suchtfachleute die Schweiz wegen Angeboten wie «Rave it safe», sagte Daniel Allemann vom bernischen Kantonsapothekeramt. Es nimmt im Auftrag der Contact-Stiftung die Drogen-Analysen vor.
«Unter Fachleuten ist man sich einig», sagte auch Rahel Gall. Mit Angeboten wie DiB und «Rave ist safe» erreiche man mit wenig Geld viel.
Drogenanlaufstelle öffnet Türen
Aus Anlass des Internationalen Tags der Schadensminderung öffnet die Contact-Stiftung am kommenden Samstag die Drogenanlaufstelle an der Berner Hodlerstrasse. Dieses Gebäude ist sonst nicht öffentlich zugänglich und wurde 1986 als weltweit erstes sogenanntes «Fixerstübli» eröffnet.
Der Berner Stadtrat forderte kürzlich von der Berner Stadtregierung, die Suche nach einer zweiten solchen Drogenanlaufstelle nicht einzustellen, sondern fortzuführen. Darauf angesprochen, sagte Gall, die Contact-Stiftung sei grundsätzlich offen für den Betrieb einer zweiten Stelle.
Allerdings sei die Stiftung angesichts der Schwierigkeiten, welche die Standortsuche bedeute, nicht sicher, ob es sinnvoll sei weiterzusuchen.
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