Bergsturz Teile des Spitzen Steins oberhalb von Kandersteg abgebrochen

SDA

20.12.2019 - 16:20

Oberhalb von Kandersteg BE ist am Freitagmorgen der oberste Teil des Spitzen Steins abgebrochen. Der Schuttkegel des Felssturzes liegt im hochalpinen Gebiet, verletzt wurde niemand.

«Vom 100'000 Kubikmeter umfassenden Spitzen Stein ist ein Volumen von etwa 20'000 Kubikmeter abgebrochen», sagte Urs Weibel, Kandersteger Gemeindepräsident, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er bestätigte damit verschiedene Medienberichte.

Am Freitagnachmittag gingen die Behörden, nach ersten Einschätzungen von Geologen von etwa 15'000 Kubikmetern aus. Der Felssturz ereignete sich gegen 09.40 Uhr. Beschleunigte Felsbewegungen haben nach Angaben der Gemeinde Kandersteg bereits am frühen Morgen auf einen möglichen bevorstehenden Abbruch hingewiesen.

Der Berg steht seit August 2018 unter Beobachtung. Ein Gleitschirmflieger hatte am Hang beim Spitzen Stein eine verdächtige Spalte gemeldet. Ein Geologe bestätigte die Vermutung, der Hang mit der markanten Felsnase im Doldenhorngebiet war instabil geworden.

Der Rückgang des Permafrosts im Boden könnte den Hang ins Rutschen gebracht haben. Anfänglich nur wenig, im vergangenen Spätsommer schliesslich zehn Zentimeter und mehr pro Tag.

Nach dem Abbruch vom Freitagmorgen kommt die Abteilung Naturgefahren des Kantons Bern zum Schluss, dass im Moment nicht mit weiteren, grösseren Spontanabbrüchen zu rechnen ist. Weiter sei auch nicht zu erwarten, dass Murgänge auftreten, die das Siedlungsgebiet erreichen könnten. Das Gebiet wird weiter beobachtet.

Nach aktuellem Kenntnisstand der Behörden kann das Skigebiet am Oeschinensee am Samstag eröffnet werden.

Eher Abbrüche in Raten

Im «worst case»-Szenario könnten bis zu 20 Millionen Kubikmeter Fels abbrechen. Dieses Szenario werde zwar als unwahrscheinlich betrachtet, sagte Weibel. Aber wenn die Bevölkerung betroffen sei, müssten alle Szenarien in Betracht gezogen werden.

Das Siedlungsgebiet wäre auch von einem grösseren Abbruch nicht betroffen. Schutt und Geröll würden sich Richtung Oeschibach ausbreiten. Dieser Bach entwässert das Ausflugsziel Oeschinensee.

Im Falle eines sehr grossen Abbruchs könnte das Gestein den Oeschibach erreichen und stauen. Die Folge wäre eine Flutwelle, die das Siedlungsgebiet erreichen könnte. Bis jetzt haben Geologen aber nicht mit einem so grossen Abbruch gerechnet. Für wahrscheinlicher halten sie einzelne Teilabbrüche.

An einer Bevölkerungsinformation im vergangenen Frühjahr informierten die Behörden über denkbare Szenarien. Ein Abbruch von rund 200'000 Kubikmetern wird darin als «Kleiner Felssturz» bezeichnet. Von einem Grossabbruch wird ab drei Mio. Kubikmetern gesprochen.

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