Der Thuner Stadtpräsident heisst weiterhin Raphael Lanz (SVP). Er hat am Sonntag mit 62,7 Prozent Stimmenanteil die Wiederwahl als "Stapi" geschafft. Mit dem umtriebigen Architekten Matthias Zellweger hatte Lanz einen profilierten Konkurrenten.
Zellweger erzielte den auch ein achtbares Resultat und kam auf 4764 Stimmen (37,3 Prozent). Amtsinhaber Lanz kam auf 8020 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei 40 Prozent.
Mit Lanz steht seit acht Jahren ein Jurist an der Spitze der Thuner Stadtregierung. Im Volk geniesst er Sympathien über die Parteigrenzen hinaus. Unter Lanz' Ägide wurden diverse grössere Projekte angestossen oder umgesetzt. Doch mit Matthias Zellweger tauchte ein Gegenkandidat auf Augenhöhe auf.
Zellweger ist wie Lanz in Thun aufgewachsen und kennt die Stadt und ihre Bewohner wie seine Hosentasche. Als Architekt und Ideenschmied hat er sich über die Stadt hinaus einen Namen gemacht. Mehrere Jahre lang politisierte Zellweger für die Freisinnigen im Thuner Stadtparlament.
Nach seinem Rücktritt aus dem Stadtparlament wurde es eine Weile etwas ruhiger um den Promotor von faltbaren Wasserflaschen und anderen mehr oder weniger erfolgreichen Ideen. Unterdessen ist Zellweger ins zweite Glied seine Architekturbüros getreten und hat diesen Sommer seine Kandidatur fürs Stadtpräsidium angekündigt.
Zellweger trat bewusst als Parteiloser an, damit er für alle Bürgerinnen und Bürger anspielbar sei, wie er selber sagte. Zellweger versprach den Wählerinnen und Wählern eine Vision für Thun. Lanz sei zwar ein guter Verwalter des Bestehenden aber kein Erneuerer mit Charisma und Vision, übte Zellweger Kritik. Der Gemeinderat sei ein Wohlfühlgremium, ohne klare Führungskonturen.
Herausforderer zufrieden
Eine Mehrheit der Thunerinnen und Thuner liess sich davon allerdings nicht überzeugen. Zellweger zeigte sich am Sonntag mit dem Resultat der Stadtpräsidiumswahlen zufrieden. Sein primäres Ziel sei die Wahl in den Gemeinderat, sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Nachdem Lanz vor vier Jahren ohne Herausforderer durchmarschiert sei, habe nun eine Standortbestimmung stattgefunden. "Ich habe ihm einen Spiegel vorgehalten", führte Zelleweger aus.
Auch Lanz zeigte sich mit seinem Resultat zufrieden. Nach acht Jahren im Amt auf über 60 Prozent der Stimmen zu kommen, sei gut. Er habe durchaus Verständnis dafür, dass ein Teil der Thuner Bevölkerung mehr "Sprutz" in der Politik möchte. Unter seiner Ägide sei einiges realisiert worden, anderes komme noch.
Dass der Gemeinderat ein "Wohlfühlgremium" sei, liess Lanz nicht gelten. Er halte es für einen Vorzug des Thuner Gemeinderates, dass persönliche Angriffe ausblieben und nur in der Sache hart gestritten werde.
Die Resultate der Gemeinderatswahlen stehen noch aus. Auch Amtsinhaber Raphael Lanz muss in die Exekutive wiedergewählt werden, will er Stadtpräsident bleiben. Doch diese Wiederwahl dürfte reine Formsache sein.
Zurück zur Startseite