Kunstmuseum Thun Trotz hoher Hürden: Stadt Thun gibt neuem Kunstmuseum eine Chance

hn, sda

5.8.2021 - 11:22

Beträchtliche Kosten und eine wohl umstrittene Zonenplanänderung: die Hürden für ein neues Kunstmuseum in der Nähe des Schlosses Schadau in Thun sind hoch. Dennoch will die Stadt die Chance nicht einfach verstreichen lassen und reserviert das Grundstück vorderhand.

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Konkret geht es um das Gelände der ehemaligen Schadaugärtnerei. Auf dem Gelände in Seenähe sollte ursprünglich Wohnraum im gehobenen Segment entstehen. Doch die Stimmberechtigten lehnten das Ansinnen 2013 ab.

Die Stadt legte daraufhin eine Denkpause ein und überbrückt diese seither mit verschiedenen Nutzungen. In einem partizipativen Prozess wurden mit der Bevölkerung Ideen für die Weiterentwicklung des Areals gesucht.

Unter anderem kam auch die Idee auf, für das heute im Erdgeschoss der Stadtverwaltung angesiedelte Kunstmuseum in der Schadaugärtnerei einen Neubau zu errichten. Eine am Donnerstag veröffentlichte Machbarkeitsstudie sieht Chancen, aber auch Risiken, namentlich bei der Finanzierung, wie die Stadt mitteilte.

Zu den Chancen zählt der Bericht, dass das Kunstmuseum von einer räumlichen Vergrösserung profitieren und an Bedeutung gewinnen würde. Mehr Platz ermöglichte grössere Wechselausstellungen ohne zeitweilige Schliessung des Betriebs während des Ausstellungsaufbaus und -abbaus. Zudem könnte die bestehende Sammlung permanent ausgestellt werden.

Ein öffentlich zugänglicher Bau mit kultureller und touristischer Ausrichtung wäre zudem ein wichtiger Standortfaktor, von dem Stadt und Bevölkerung profitieren könnten. Das neue Museum wäre eingebettet in eine Umgebung mit kulturell wertvollen Bauten, wie dem Schloss Schadau, der über tausendjährigen Scherzligkirche, dem Wocher-Panorama und dem Kultur- und Kongresszentrum.

Finanzierungspartner nötig

Für ein neues Kunstmuseum müsste allerdings das Areal für eine Fassadenhöhe von 13 Metern aufgezont werden. Aktuell sind zehn Meter erlaubt. In der Mitwirkung zur jüngsten Ortsplanungsrevision waren die Gebäudehöhen in dieser Gegend einer der Kritikpunkte.

Die Kosten für ein neues Kunstmuseum werden in der Machbarkeitsstudie auf 35,3 Mio. Franken geschätzt. Dazu kommen rund 7 Mio. Franken für eine zusätzliche Einstellhalle. Die jährlichen Betriebskosten werden auf 3,84 Mio. Franken veranschlagt.

Für die Stadt wäre dies ohne Steuererhöhung oder Verschuldung nicht tragbar, wie die Behörden in ihrer Mitteilung schreiben. Wie bei den meisten Museumsprojekten bräuchte es daher die Mithilfe von Privaten, Stiftungen oder Unternehmen.

Ungeklärt ist zudem die Frage, was nach dem Auszug des Kunstmuseums mit dem freien Platz im «Thunerhof» geschehen würde.

Reaktionen sammeln

Trotz dieser Hürden und der aktuell ungewissen Finanzierbarkeit will der Gemeinderat die Chancen für eine allfällige Realisierung dieses Projekts aufrechterhalten. Er hat die Kulturabteilung beauftragt, Reaktionen und Rückmeldungen zur Idee des Kunstmuseums in der Schadaugärtnerei zu sammeln und zuhanden des Gemeinderats auszuwerten.

Gleichzeitig sollen auch andere Ideen weiterverfolgt werden. Im Rahmen der Prüfung eines Postulats wird beispielsweise die Realisierung einer Jugendherberge geprüft, welche auf der Restfläche angesiedelt werden könnte.