Das in Bern entstandene internationale Kurzfilmfestival «shnit» steckt in Turbulenzen. Wie erst jetzt bekannt wurde, verweigerten drei institutionelle Geldgeber im vergangenen Herbst Beiträge und haben nun nachträglich ein Finanzloch gestopft.
Wie die Stadtberner Kulturbeauftragte Franziska Burkhardt am Dienstag auf Anfrage sagte, geht es um total 190'000 Franken, welche Kanton Bern, Stadt Bern und Burgergemeinde Bern im vergangenen Herbst zurückhielten. Dies deshalb, weil das Beitragsgesuch der shnit-Organisatoren nicht den Erwartungen entsprochen habe, so Burkhardt.
Die shnit-Organisatoren hätten in der Folge mit Hilfe von privaten Geldgebern das Festival 2019 durchgeführt. An einer Sitzung vom Dienstagmorgen hätten nun Kanton Bern, Stadt Bern und Burgergemeinde Bern zugesagt, doch noch rund 37'000 Franken fürs Festival freizugeben. Dieser Betrag wird unter den drei Geldgebern aufgeteilt.
Es geht um Mietausfälle, wie Bruno Bucher, Mitglied des shnit-Foundation-Stiftungsrats, im Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Radio SRF sagte. In dieser Sendung wurde am Montagabend und Dienstagmorgen zuerst über die Probleme der shnit-Organisatoren berichtet.
«Wir sind nun dort gelandet, wo wir hinwollten», sagte Bucher im Radio weiter. Nun resultiere eine schwarze Null, und das sei eine gute Ausgangslage für die Zukunft von «shnit». Es gelte nun, mit einer anderen Struktur und neuen Leuten einen Neustart zu machen. Die Rede sei von einem Verein als neuem Festivalträger. Der jetzige Stiftungsrat werde sich zurückziehen.
Einst ein bunter Abend
Das Filmfestival «shnit» begann einst als bunter Abend in Berns alternativem Kulturzentrum Reitschule. Es hat sich seither zu einem Anlass entwickelt, der in acht Ländern stattfindet und 35'000 Personen anzieht. Mehrere tausend Kurzfilme werden jeweils der Jury vorgelegt, welche eine Auswahl trifft. Die letztjährige Ausgabe war die siebzehnte.
Laut Franziska Burkhardt standen die institutionellen Geldgeber schon seit 2014 im Gespräch mit den Organisatoren wegen Unzulänglichkeiten finanzieller oder administrativer Art. Im vergangenen Jahr hätten erst einen Monat vor Festivalstart die Entscheidgrundlagen vorgelegen, und diese seien ungenügend gewesen.
Bucher sagt, die Stadt Bern habe eine Finanzinspektion veranlasst, und danach sei für den Stiftungsrat klar gewesen, dass Festivaldirektor Olivier van der Hoeven von seinen Aufgaben entbunden werden müsse. Ein Handelsregisterauszug von Oktober 2019 zeigt, dass van der Hoeven aus der Shnit Foundation ausgeschieden ist.
Dieser selbst sagte am Dienstag auf Anfrage, die Stiftung habe sich wegen der finanziellen Unsicherheiten im vergangenen Herbst schlicht keine Angestellten mehr leisten können. Deshalb seien alle Angestellten mit fixem Honorar entlassen worden, darunter er.
«Punkt Null»
Van der Hoeven sieht «shnit» nun an einem «Punkt Null», an dem sich das Festival weiterentwickeln könne. Auch er spricht von einem Verein, der neuer Träger sein könnte. Er stünde als künstlerischer Direktor weiterhin zur Verfügung. Im künstlerischen Bereich sehe er seine Stärken.
Stiftungsrat Bucher sagt, es gebe junge, energiegeladene Leute, welche «shnit» weiterführen wollten. Es brauche nun andere Strukturen. Diese Leute müssten sich mit den Geldgebern an den Tisch setzen. Er glaube, dass es mit «shnit» weitergehe.
Auch Franziska Burkhardt sagt, alle drei Geldgeber hätten kein Interesse, dass es mit «shnit» zu Ende gehe. Voraussetzung für eine künftige Unterstützung sei aber, dass die Organisatoren künftig einwandfreie Beitragsgesuche vorlegten.
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