Berner Berufsschülerinnen und Gymnasiasten gehen nach der «Corona-Pause» wieder in die Schule. Normalität ist aber noch keine eingekehrt, wie ein Besuch am Gymnasium Kirchenfeld zeigt.
Rund 1200 Schülerinnen und Schüler in über 56 Klassen gehen am Gymnasium Kirchenfeld in der Stadt Bern seit Montag wieder in die Schule. Um die Distanz- und Hygiene-Vorgaben des Bundes und des Kantons einzuhalten, wurde der Stundenplan auf den Kopf gestellt.
Die Schulleitung hat alle Zimmerpläne geändert und einen Sonderstundenplan erarbeitet. Unterrichtet wird nur noch in Halbklassen, der Unterrichtsanfang findet gestaffelt statt und das gern gehörten Pausenklingeln ist momentan ausser Betrieb. Wann die Pausen sind, wird individuell von den Lehrpersonen bestimmt.
«Das war eine monströse Organisation», sagte Elisabeth Schenk, Schulleitungsvorsitzende am Kirchenfeld Gymnasium in Bern gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «So haben wir es geschafft, den Eindruck eines leeren Schulhauses zu schaffen», sagte sie schmunzelnd. Die Schülerinnnen und Schüler seien alle zeitverschoben unterwegs. Tatsächlich ist kaum jemand auf dem Gelände anzutreffen, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.
Weniger Distanz auf Pausenplatz
Die heute vom Bund bekanntgegebene Lockerung der Distanzregel kommt der Schule vor allem auf dem Pausenplatz entgegen. «Es wäre eine potenzielle Schwierigkeit gewesen, den Abstand auf dem Pausenplatz einzuhalten», erklärte Schenk. Da müssten die Lehrkräfte auf Eigenverantwortung setzen und könnten die Jugendlichen nicht immer kontrollieren.
Die Umstellung in Halbklassen und weniger Tische behält die Schule jedoch vorerst bei. «Wir können unmöglich das ganze Schulhaus umräumen», sagte Schenk. Die 70 Zimmer seien nun alle so eingerichtet, dass Distanz-Wahren möglich sei.
Zum Schutzkonzept des Gymnasiums Kirchenfeld gehören auch «Die zehn goldenen Regeln im Corona-Schulalltag». Darunter sind etwa Punkte wie regelmässiges Händewaschen, Abstand wahren und den Rechtsverkehr in den Gängen und Treppenhäusern einhalten, aufgelistet.
Unterricht in Halbklassen als Chance
Viele Lehrpersonen sehen die Zeit bis zu den Sommerferien als Chance, von der die Schülerinnen und Schüler profitieren könnten. «Weil wir weniger im Klassenzimmer sind, merkt man schneller, wo es Lücken gibt und wo man helfen muss», sagte Elisabeth Schenk. Um das vorgegebene Ziel zu erreichen, den Stoff aus dem Fernunterricht aufzuarbeiten, sei der Unterricht in Halbklassen ein ideales Instrument.
Zudem sei es langfristig schwierig geworden, die Schülerinnen und Schüler aus der Distanz zu betreuen. «Ich habe Rückmeldungen erhalten, dass die Disziplin mit der Zeit etwas nachgelassen hat», sagte Schenk. Nur einige wenige Lehrpersonen seien skeptisch gegenüber der Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Sie fürchteten sich vor einer zweiten Corona-Welle und hätten deshalb den Fernunterricht gerne beibehalten.
Und die Schüler? Die meisten freuen sich, wieder in die Schule zu dürfen und Freunde zu treffen. Zuhause langweilig geworden sei ihnen aber nicht, sagten zwei Schülerinnen auf Anfrage.
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