BernVorwürfe gegen Psychiatriezentrum Münsingen werden untersucht
hn, sda
17.5.2022 - 17:08
Das Psychiatriezentrum Münsingen hat in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt. Nun werden die Vorwürfe untersucht. Dabei geht es unter anderem um die Anwendung von Zwangsmassnahmen und umstrittene Anstellungen.
17.5.2022 - 17:08
SDA
Das Gesundheitsamt der bernischen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) hat eine externe Fachperson aus dem Kanton St. Gallen mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. Bei der Fachperson handelt es sich um den ärztlichen Direktor der Psychiatrie St. Gallen Nord, Thomas Maier.
Er soll prüfen, ob in Münsingen wegen Personalmangels häufiger freiheitsbeschränkende Massnahmen wie Isolation oder Fixierung angewendet wurden. Das Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Schweizer Radio SRF berichtete Ende März über entsprechende Kritik von Patienten und Angestellten. Je nach Ausgang der Abklärungen soll Maier mögliche Massnahmen zuhanden des Gesundheitsamts formulieren.
Umstrittene Anstellungen
Ein weiterer Teil von Maiers Untersuchungen betrifft die ehemalige Beschäftigung von Personen aus dem Umfeld der umstrittenen Lebens- und Therapiegemeinschaft «Kirschblüten».
Das Magazin «Beobachter» schrieb im vergangenen Februar, dass ab 2017 zwei Psychiaterinnen aus dem Umfeld der «Kirschblütler» in Münsingen arbeiteten. Auch die Tochter des Gründers der «Kirschblütengemeinschaft» soll als Psychologin eingestellt worden sein. Alle drei sind nicht mehr in Münsingen angestellt.
Das Psychiatriezentrum betonte daraufhin, sich ausdrücklich von den wissenschaftlich nicht evidenzbasierten Therapieansätzen der «Kirschblütler» zu distanzieren. Die Institution verfolge jedoch eine diskriminierungsfreie Anstellungspraxis. Es stiess eigene Untersuchungen zu den Vorwürfen an.
Provokative Aussagen
Die Kirschblütengemeinschaft wurde im Kanton Solothurn von dem 2017 verstorbenen Arzt und Psychiater Samuel Widmer gegründet. Seine Ansätze sind umstritten. Beim Verein Infosecta gilt die Kirschblütengemeinschaft als «sektenhafte Gruppierung», wie auf der entsprechenden Onlineseite zu lesen ist.
Auch die Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments will sich mit den Vorwürfen gegen das Psychiatriezentrum beschäftigen.
Die jüngste Kritik betrifft ein in Fachkreisen als Verschwörungstheorie stark umstrittener Ansatz, der sich in der Berner Psychiatrie, namentlich in Münsingen, verbreitet haben soll, wie das Regionaljournal von Radio SRF am Dienstag berichtete. Dabei geht es darum, dass Täter Gedanken von anderen Menschen programmieren oder fernsteuern können sollen.
Das Psychiatriezentrum Münsigen untersucht nach eigenen Angaben seit März vertieft die Diagnostik und Therapie von Trauma-Patienten. Qualitätssicherungsmassnahmen seien bereits umgesetzt worden.
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