Das Zentrum Paul Klee in Bern widmet seine Sommerausstellung Paul Klees Künstlerfreundschaften. Die Werke aus den Beständen des Hauses und des Kunstmuseums Bern erlauben einen Spaziergang durch die europäische Moderne am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Klee habe in seinem Künstlerleben verschiedenste Kreise berührt, dementsprechend vielfältig sei auch sein Künstlernetzwerk, wie Kuratorin Fabienne Egglhöfer am Dienstag bei der Voreröffnung der Ausstellung sagte. Und: «Ohne Netzwerk kein Erfolg. Das war gestern genau so wie heute.» Erst Bekanntschaften in der Kunstszene hätten Klee Gelegenheiten geboten, an Ausstellungen teilzunehmen.
Besonders deutlich sichtbar wird die Wirkung eines befruchtenden Austauschs bereits zu Beginn von Klees Künstlerlaufbahn. Der junge Klee experimentiert vor allem mit Licht und Schatten, Hell und dunkel. Die Farben gehören noch nicht zu Klees Kosmos.
«Die Farbe hat mich»
Durch seinen ehemaligen Schulfreund, den Berner Künstler Louis Moilliet kommt Klee in Kontakt mit dem Maler August Macke. Zu dritt reisen sie nach Tunesien – für Klee ein Schlüsselerlebnis.
Inspiriert von Macke wendet sich Klee vermehrt der Farbe und der Abstraktion zu.In seinem Reisetagebuch notierte Klee: «Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiss das».
In die Zeit um 1911 fallen auch erste Kontakte mit der Künstlergruppe «Der Blaue Reiter». Mit Franz Marc. Alexej Jawlensy, Wassily Kandinsky oder Marianne Werefkin tauscht sich Klee rege aus. Die Künstler beschenken sich gegenseitig mit Werken. Einige davon sind in der Berner Ausstellung zu sehen. Am Bauhaus, wo Klee zwischen 1921 und 1931 unterrichtet, trifft er auch wieder auf Kandinsky.
Impulse erhält Klee nicht nur aus der deutschen Kunstszene, sondern auch aus Paris. In der französischen Hauptstadt trifft er sich mit Künstlern wie Robert Delauney oder dem Kubisten Henri le Fauconnier. In Museen und Galerien sieht sich Klee Werke von Pablo Picasso oder Georges Braque an.
Delauneys Theorien verdankt Klee einen neuen Zugang zu Abstraktion und Farbe. So übersetzt Klee in den folgenden Jahren Landschafts- und Lichteindrücke in Bilder, die wie aus Farbsteinen gebaut wirken.
Vorreiter der Surrealisten
Für die Surrealisten der ersten Stunde wie Max Ernst oder Joan Miro sind Klees traumhaft verwobene Bildwelten eine künstlerische Offenbarung. Klee lässt sich von der Bewegung inspirieren, ihr zugehörig empfand er sich aber nicht. Klee habe die aufgenommenen Inspirationen stets selbst interpretiert und eigene Bildelemente kreiert. Einem programmatischen Manifest habe sich Klee nicht unterziehen wollen, betonte Egglhöfer.
In mancherlei Hinsicht gilt Klee als Vorreiter des Surrealismus, etwa durch seine eigenartigen Maschinen, fantastischen Pflanzen- und Tiere oder die Darstellung von Masken, unwirklichen Räumen und imaginären Architekturen.
Ein Bummel durch Klees «World wide web»
Die Berner Ausstellung zeigt zu Beginn eine wandfüllende Grafik mit den Künstlerbeziehungen im Kosmos Paul Klee. Ein regelrechtes Netz, das sich mit und um Klee entspann. Da sich Netzwerke nicht unbedingt linear erkunden lassen, mäandrieren die Besucher durch die verschiedenen Ausstellungsteile. Hier ein Stopp bei Picasso, dort ein Halt vor einem der blauen Pferde von Franz Marc oder ein Innehalten vor einem der Spätwerke Klees.
Die Erkundung von Klees damaligem «World wide web» lässt spannende Vergleiche zu und zeigt in jedem Raum «einen anderen Klee», wie Egglhöfer sagte.
Die Ausstellung «Kandinsky, Arp, Picasso.... Klee & Friends» dauert bis zum 1. September.
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