Gesundheit Zoff bei Spitex Bern ruft Kanton Bern auf den Plan

SDA

22.2.2018 - 12:00

Der Streit zwischen der obersten Leitung der Spitex Bern und ihrem früheren Geschäftsleiter ruft den Kanton Bern auf den Plan. Die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) teilte am Donnerstag mit, sie beobachte die Situation rund um die Spitex Bern genau.

Diese sei aufgefordert worden, der GEF wöchentlich mitzuteilen, wie viele Mitarbeitende im Einsatz seien, wie viele Patienten betreut würden und wie viele Einsätze sie absolviere. So sei die GEF über allfällige Versorgungslücken informiert und könnte wenn nötig Massnahmen ergreifen.

Insbesondere sei die Spitex Bern aufgefordert worden, die GEF unverzüglich zu informieren, sollte sie die Versorgung ihrer Patienten nicht mehr gewährleisten können. Auch sei entschieden worden, "vertiefte Prüfungen der Finanzen und der Strukturen von gewissen Spitex-Organisationen durchzuführen."

Die kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektion weist auch darauf hin, dass eine Spitex-Organisation ein bewilligungspflichtiger Betrieb ist. Bestimmte Organisationen wie die Spitex Bern hätten sich verpflichtet, gegen ein zusätzliches Entgelt die Versorgung in ihrer Region sicherzustellen.

Die GEF kontrolliere die Einhaltung der Bewilligungsvorgaben und die Gewährung der Versorgungspflicht. Die Spitex Bern müsse sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Die GEF will sich in den kommenden Monaten auch einen Überblick über die Entschädigungspraxis aller im Kanton Bern tätigen Spitex-Organisationen verschaffen.

Piccolruaz will Anzeige erstatten

Dass es in der Spitex Bern drunter und drüber geht, wurde vor ein paar Tagen bekannt. Ausgelöst wurde der Zwist durch die Freistellung von Daniel Piccolruaz. Er ist eigentlich Geschäftsführer der Spitex Seeland, wurde aber von der Spitex Bern in die Bundesstadt geholt, um im Mandatsverhältnis die Spitex Bern neu zu organisieren.

Am vergangenen Montag warf der Verwaltungsrat der Spitex Bern Piccolruaz vor, nach seiner Entlassung einen "Komplott" zur Destabilisierung der Spitex Bern organisiert zu haben. Sie drohte mit strafrechtlichen Schritten gegen Piccolruaz und fünf Betriebsleiterinnen wurden mit sofortiger Wirkung suspendiert.

Sie hatten sich hinter Piccolruaz gestellt. Diese Frauen hätten am "Schlachtplan zur Destabilisierung" der Spitex Bern mitgearbeitet, findet der Spitex-Bern-Verwaltungsrat.

Als Beweis präsentierte Verwaltungsratspräsidentin Rahel Gmür vor den Medien ein "Drehbuch", welches vom 28. Januar datiert ist und von Piccolruaz verfasst worden sein soll. Darin wird laut Gmür in zehn Schritten skizziert, wie die Opposition gegen den Verwaltungsrat orchestriert werden soll. In einer zweiten Phase sieht das Drehbuch den "Austritt aller mutigen Mitarbeitenden" vor.

Dazu sagt Piccolruaz in einer am Donnerstag erschienenen Interview mit der "Berner Zeitung", die fünf Betriebsleiterinnen seien nach seiner Entlassung "völlig entsetzt" gewesen. Er habe den Betriebsleiterinnen "beim Denken" geholfen. Deshalb diese "gedankliche Abfolge von Ereignissen und Wirkungen". Das sei kein Plan gewesen.

"Nur mit absoluter Böswilligkeit" könne man dieses Dokument als Komplott lesen. Er habe bei seinem Einstieg in die Spitex Bern eine "völlig inkompetente Personalführung" angetroffen, "kaputte Stammdaten in der Lohnbuchhaltung", eine aufgeblasene Verwaltung und zu hohe Vergütungen ganz oben. Er erleide gerade "Rufmord" und werde den Berner Verwaltungsrat anzeigen.

VR-Präsident hinter Piccolruaz

Im Interview kommt auch Piccolruaz' Vorgesetzter, der Verwaltungsratspräsident der Spitex Seeland, zu Wort. Adrian Dennler sagt, die Spitex Seeland habe einen modernen Dienstleistungsbetrieb aufgebaut. Das hätten die Berner gemerkt und deshalb angeklopft. "Also liehen wir unseren Geschäftsführer aus."

Die Anschuldigungen an Piccolruaz seien für ihn "ein Schock". Wenn etwas nicht stimme, setzte man sich doch zusammen und bespreche das. Das Verhalten der Spitex Bern sei "verwerflich".

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