Kriens LU
Das Schulhaus Gabeldingen in Kriens war über 80 Jahre lang ein Kinderheim. Die Knaben wurden unnötig hart bestraft, ihre Ausbildung wurde vernachlässigt. Um mit diesem unrühmlichen Kapital abzuschliessen, ist am Samstag beim Schulhaus eine Gedenktafel enthüllt worden.
Das "christliche Erziehungsheim" für katholische Knaben war 1859 von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) auf Gabeldingen am Sonnenberg in Kriens gegründet worden. Untergebracht wurden dort Waisenknaben und uneheliche Buben.
1944 sorgten Artikel des Reporters Peter Surava in der linken Zeitung "Die Nation", in denen die Zustände in Gabeldingen angeprangert wurden, für Aufsehen und zur Schliessung des Erziehungsheimes. Der letzte Leiter von Gabeldingen wurde gerichtlich verurteilt.
Das Konzept des Erziehungsheimes sah vor, dass die Zöglinge die Heimschule besuchten und auf dem Bauerngut Gabeldingen mitarbeiteten. Unter dem Deckmantel des fürsorgerischen Freiheitsentzuges sei den Kindern Leid angetan worden, teilte die Gemeinde Kriens mit.
Mit dunklem Kapitel abschliessen
Gemäss den Berichten Suravas war der schulische Aspekt in der Betreuung zweitrangig gewesen. Die harte Arbeit auf dem Bauernhof sei vorgegangen und habe die schutzbedürftigen Knaben regelmässig überfordert. Surava berichtete zudem von übermässigen Strafen wie Essensentzug oder Schlägen.
Der Staat kontrollierte zwar das Erziehungsheim, dabei ging es ihm aber vor allem um wirtschaftliche Faktoren. Die menschenunwürdigen Praktiken seien weder kritisiert noch gestoppt worden, teilte die Gemeinde Kriens mit.
Am Gedenkanlass beim heutigen Schulhaus Gabeldingen nahmen Vertreter der Gemeinde Kriens, des Kantons und der SGG teil. Die Gedenktafel solle laut der Gemeinde eine Chance bieten, mit dem dunklen Kapitel der Vergangenheit abzuschliessen.
Zurück zur Startseite