Die Urner Kantonalbank (UKB) hält an ihrem Vorhaben fest, mehrere Filialen zu schliessen oder umzuwandeln. Den betroffenen Gemeinden kommt die Bank aber entgegen und beteiligt sich zudem finanziell an einem Strukturimpuls-Programm.
Mit der Ankündigung Ende 2018, drei Filialen zu schliessen und drei in einen Video-Service umzuwandeln, löste die UKB im Kanton heftige Kritik aus. Der Urner Regierungsrat forderte in der Folge eine Konsultation, die Schliessungen wurden sistiert, eine Arbeitsgruppe zusammen mit den Gemeinden wurde einberufen.
Am Donnerstag präsentierten die Regierung und die Bankspitze die Resultate der sechswöchigen Gespräche. Die Gemeinden Wassen und Erstfeld zogen sich vorzeitig aus dem Prozess zurück und unterstützen den Kompromiss nicht, wie Finanzdirektor Urs Janett vor den Medien sagte.
Während Wassen den bestehenden Schalter verliert, wird jener in Erstfeld durch einen Videoservice ersetzt. Zudem sei die UKB bereit, den Schalter an fünf Halbtagen weiterzuführen, vorerst bis Ende 2021, sagte Bankratspräsident Heini Sommer. Dies geschehe aus regionalpolitischer Sicht, wegen des Einzugsgebiets in Erstfeld. Der Gemeinderat lehnte das Angebot aber ab und forderte eine Öffnung an zehn Halbtagen zu leicht reduzierten Öffnungszeiten.
Zum Bankomat von Raiffeisen
Die Gemeinden Göschenen und Seelisberg, deren Zweigstellen geschlossen werden, akzeptieren das Vorgehen. Auch Bürglen und Schattdorf, die einen Videoservice erhalten, stehen hinter dem Entscheid. Es sei zwar ein Verlust, weil niemand mehr physisch vor Ort sei, sagte Luzia Gisler, Gemeindepräsidentin von Bürglen. Aber die Bank sei den Gemeinden entgegengekommen, und schliesslich hätten die SBB früher auch an mehr Bahnhöfen Schalter gehabt als heute.
Durch das Entgegenkommen der UKB, die einen neuen Bankomaten in Göschenen aufstellt und ihre Kunden gratis die Raiffeisen-Bankomaten in Seelisberg und Wassen benützen lässt, würden Automatenlücken geschlossen. In Bürglen gibt es ein neues Einzahlungsgerät. Durch die eingesetzte Arbeitsgruppe erhoffe sich Gisler aber auch eine Sensibilisierung beim Kanton für ähnliche Anliegen in Zukunft.
Keine Veränderung gibt es bei der Bankstelle in Andermatt und Flüelen. Am Hauptsitz in Altdorf wird ergänzend zum bestehenden Angebot ebenfalls ein Videoservice installiert.
Die UKB begleitet die Einführung des Video-Services neu während der ersten drei Monate durch Mitarbeiter und setzt die Schliessungen neun Monate später um, nämlich erst Ende 2019. Weiter bietet sie gratis Beratungen zu Hause an. Der Kompromiss koste die Bank mehrere hunderttausend Franken im Jahr, sagte Bankratspräsident Sommer.
5 Millionen Franken besser
Im Rahmen der Strategie 21 müsse sich die UKB jährlich um 5 Millionen Franken verbessern, der Grossteil läuft über Mehreinnahmen. Aber auch Einsparungen seien nötig. Mit der neuen Distributionsstrategie werden bis Ende 2021 15 bis 20 Stellen abgebaut, aktuell hat die UKB rund 100 Vollzeitstellen.
Man habe Handlungsbedarf, sagte Sommer, denn die Margen bei den Zinsen seien um einen Drittel eingebrochen, die Kosten steigen wegen rechtlicher Vorgaben: «Wir haben ähnliche Fixkosten wie grössere Banken, können diese aber nicht in gleicher Weise auf die Kunden abwälzen.»
Zudem habe die UKB mit 4000 Einwohnern pro Geschäftsstelle eine hohe Dichte, der Schweizer Durchschnitt bei den Kantonalbanken liege bei 12'000 Personen. Schliesslich fänden heute 80 Prozent der Zahlungen online statt.
Die Arbeitsgruppe führt ihre Arbeit weiter. Sie soll nun konkrete Projekte eines Strukturimpuls-Programmes erarbeiten. Die UKB hat sich als Teil des Kompromisses bereit erklärt, von 2020 bis 2023 diese mit 500'000 Franken zu unterstützen. Denn Heini hielt fest, dass die Gemeinden unter strukturellen Problemen wie Abwanderung und Brain-Drain litten.
Die Regierung stehe hinter dem nun getroffenen Kompromiss, sagte Finanzdirektor Janett. Die UKB habe die ursprüngliche Version verbessert. Man müsse beachten, dass der Gewinn bei der Bank rückläufig sei, die Bilanz zunehme und damit auch das Risiko für den Kanton als Eigentümer.
Bau beim Bahnhof wird teurer
Die UKB teilte weiter mit, dass die geplante Überbauung am Bahnhofplatz in Altdorf 49 Millionen Franken kosten werde. Ursprünglich war die Bank von 36 Millionen Franken ausgegangen. Grund für die Verteuerung seien lagebedingte Sonderkosten, etwa Baugrubensicherung oder Erschütterungsschutz, da das Gebäude in Gleisnähe liegt.
Zudem wird der Ausbaustandard erhöht, damit könne man aber auch höhere Mieten erzielen. Zweidrittel des Gebäudes sollen vermietet werden, den Rest will die Bank selber belegen. Bezug ist auf 2022 geplant. Sommer betonte, die Distributionsstrategie und der Bau stünden in keinem Zusammenhang.
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