Industrie Zukunft von Urner Berghoff-Werk pünktlich vor Weihnachten gesichert

Übernahme im Eilzugtempo: Die Nidwaldner Benpac Holding AG sichert die 71 Arbeitsplätze in Altdorf UR, die durch die Schliessung des Berghoff-Werks gefährdet waren. Die Investorin führt den Betrieb weiter, der Zeitpunkt kommt ihr gelegen.

Die Nachricht vom 4. Dezember sorgte in Uri für Erschütterung bis hinauf in die Kantonspolitik: Weil der deutschen Berghoff-Gruppe für das Werk in Altdorf der Hauptkunden absprang und damit Aufträge im zweistelligen Millionenbereich fehlten, werde der Standort Ende März 2020 geschlossen. Die 71 Mitarbeitenden würden ihre Stelle verlieren.

Am Mittwoch, sieben Tage später, erklärte das Kantonsparlament eine Interpellation zum Thema als dringlich. Die Regierung solle Fragen zur Schliessung beantworten, zum Sozialplan, zu Kurzarbeit, zu Steuererleichterungen.

Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind (CVP) sprach sich im Landrat ohne Erfolg gegen eine Dringlichkeit aus. Was er damals nicht aussprach: Er hatte bereits die Fäden gezogen für eine Lösung, indem er den Kontakt zur Benpac Holding herstellte, wie Marco Corvi, CEO und Verwaltungsratspräsident der Benpac Holding AG am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Grosser Zeitdruck

Seit Montag habe man über den Deal verhandelt. Der Zeitdruck sei gross gewesen, einerseits wegen Berghoff und anderseits wegen den Angestellten, die man vor Weihnachten nicht habe im Ungewissen lassen wollen über ihre Zukunft. So habe man in kürzester Zeit eine «partnerschaftliche Lösung» gefunden. Über den Übernahmepreis sei Stillschweigen vereinbart worden.

Corvi weist darauf hin, dass man nicht die Firma Berghoff sondern die Mitarbeitenden übernehme. Sie könnten am angestammten Arbeitsplatz weiterhin das tun, was sie bislang taten, nämlich hochpräzise und komplexe Frästeile für die Sektoren Energiegewinnung, Grossmotorenbau und Halbleiterindustrie produzieren.

Man werde Gespräche mit dem abgesprungenen Hauptkunden führen, sagte Corvi. Die Benpac Holding, die auch international vornehmlich in den USA und in Asien tätig ist, werde das Auftragsbuch zudem durch eigene Aufträge füllen und den Drittmarkt bedienen, da gehe es etwa um die Auto-, Maschinen- und Windturbinenindustrie.

Homogenes Team übernehmen

Die Gruppe hatte im Mai bereits den Standort Stans des Maschinenbauunternehmens Müller Martini und erst vergangene Woche Mitarbeitende des Druckmaschinenherstellers Gallus Ferd. Rüesch AG in St. Gallen übernommen. Man habe sowieso den Plan gehabt, in den nächsten Monaten selber etwas aufzubauen im Bereich der Grossteilbearbeitung, sagte Corvi. Die Übernahme komme daher gelegen, wenn auch etwas früher.

Der Aufbau eines neuen Standortes mit den nötigen Fachkräften brauche Zeit. Es sei daher ein Vorteil, ein bestehendes Team zu übernehmen, das homogen sei, wie jenes in Altdorf.

Das hohe Qualitätsniveau der Mitarbeitenden habe eine eine Rolle gespielt, dass die beiden Parteien eine schnelle Lösung gefunden hätten, hält auch Volkswirtschaftsdirektor Camenzind fest. Die nun gesicherten Arbeitsplätze seien für den Kanton Uri enorm wichtig. Erfreut über den gefundenen Investor zeigte sich auch die Berghoff-Gruppe, wie sie in einer Mitteilung schreibt.

Die Benpac Firmengruppe mit Holdingsitz in Stans NW ist laut eigenen Angaben national und international tätig. In der Schweiz verfügt sie neben dem neuen Standort in Altdorf über Produktionsstätten in Stans, Stein AG, St. Gallen, Etzgen AG und Risch ZG. Hier beschäftigt die Gruppe ab 2020 rund 330 Mitarbeitende.