Kraftakt Gestrandeter 600-Tonnen-Kahn soll Basels Kultur beleben

SDA/gbi

6.8.2019 - 14:25

Schwertransport der besonderen Art: Unter dem Applaus zahlreicher Zaungäste ist heute in Basel ein Schiff an Land gebracht worden. Es dient künftig als Veranstaltungsraum des Zwischennutzungsprojekts Holzpark.  

Um kurz nach 11 Uhr ist es vollbracht: Ein riesiger Raupenkran hat das englische Leuchtfeuerschiff namens «Gannet» vom Rhein ans Land gehievt. Unter den vielen Schaulustingen, die zum Zwischennutzungsareal Holzpark beim Rheinhafen gepilgert sind, brandet Applaus auf. 

Tom Brunner vom Verein Shiftmode, der zusammen mit Katja Reichenstein Initiant der Aktion ist, zeigt den Kameras den hochgestreckten Daumen. Gleichzeitig merkt er an, dass das 600 Tonnen schwere Schiff im rund drei Meter tiefen Graben am Ufer nicht ganz gerade steht. Es müsse noch exakt ausgerichtet werden. Alles in allem verlief die rund drei Stunden dauernde Auswässerung reibungslos, wie die Verantwortlichen sagen.

Das Schiff soll auf dem Zwischennutzungsareal ganzjährig als Veranstaltungsraum für bis zu 300 Personen und als kleines Restaurant genutzt werden. «Wir müssen das Schiff aber erst herrichten, sodass es frühestens in einem Jahr genutzt werden kann», sagt Reichenstein. Die ganze Aktion, vom Kauf des Schiffs über den Transport bis zum bevorstehenden Umbau, kostete knapp 900'000 Franken.

Jahrelanger Rechtsstreit

Die Installierung des Schiffs ist eigentlich eine Verlegenheitslösung zu den ursprünglichen Plänen der Zwischennutzer. Der Verein Shiftmode hatte, als er das ehemalige Migrolareal 2014 vom Kanton Basel-Stadt als Host für Zwischennutzer übernahm, den Bau von mehreren Holzhallen geplant. Diese hätten auf dem leeren Gelände als Lärmschutz dienen und einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen sollen.

Wegen Einsprachen vor allem aus den Reihen der benachbarten Wohngenossenschaft Klybeck verzögerten sich die Pläne aber über Jahre. Als das Basler Apellationsgericht im Herbst 2017 als dritte Instanz den Rekurs gegen die Betriebsbewilligung der Hallen abwies, neigte sich der ursprünglich auf 2019 befristete Zwischennutzungsvertrag bereits dem Ende zu.

Auf dem Schiffs-Friedhof verliebt

Die Basler Regierung hat den Vertrag inzwischen aber bis ins Jahr 2024 verlängert. «So entstand bei uns die Idee, doch noch eine Lösung für einen Bau auf dem Areal zu suchen», sagt Reichenstein. Rasch sei man auf ein ausgedientes Schiff als Veranstaltungsraum gekommen. «Wir haben uns unter anderem auf Schiffs-Friedhöfen rund 1'100 Schiffe angeschaut, bis wir uns in das Leuchtfeuerschiff verliebt haben.»

Das 42 Meter lange Schiff lag rund 70 Jahre als schwimmender Leuchtturm vor der irischen Küste vor Anker. Im Mai und Juni wurde es über Rotterdam auf dem Rhein bis nach Basel transportiert.

Bilder aus der Schweiz

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