Industrie Baoshida Swissmetal ist gerettet und wird wieder schweizerisch

SDA

6.8.2019 - 22:24

Das Werk von Swissmetal in Reconvilier (im Vordergrund) prägt das Ortsbild dieses bernjurassischen Dorfes. (Archivbild)
Das Werk von Swissmetal in Reconvilier (im Vordergrund) prägt das Ortsbild dieses bernjurassischen Dorfes. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/LAURENT DARBELLAY

Die Firma Baoshida Swissmetal mit Werken in Reconvilier BE und Dornach SO wird wieder schweizerisch: Die kürzlich in Genf gegründete Firma Swissmetal Industries kauft die Aktiven von Baoshida und führt die Aktivitäten weiter. 160 Arbeitsplätze sind gesichert.

Wie Swissmetal Industries mitteilte, ging der Kauf der Aktiven ohne Immobilien am Montag über die Bühne und gilt rückwirkend ab dem 1. August. Der Kauf ist laut der Mitteilung vom Regionalgericht Berner Jura-Seeland und dem Sachwalter genehmigt worden.

Baoshida Swissmetal ist überschuldet und befand sich in provisorischer Nachlassstundung. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Spezialprodukte aus Kupfer und Kupferlegierungen. Zum Einsatz kommen diese beispielsweise in der Elektronik, der Telekommunikation, der Luftfahrt und der Autoindustrie.

Dornach soll aufgegeben werden

Swissmetal Industries führt die Produktion ohne Unterbruch weiter und übernimmt sämtliche 160 Angestellten. Allerdings plant das neue Unternehmen, zwischen 2024 und 2026 die Aktivitäten in Reconvilier im Berner Jura zu konzentrieren. Direktor des Unternehmens bleibt Claudio Penna.

Die neue Besitzerin Swissmetal Industries wurde Mitte Juli gegründet und gehört André Rezzonico und Pierre Steiger. Rezzonico ist Direktor und Verwaltungsratspräsident der Unterwalliser Lemco Précisions SA. Er wird Verwaltungsratspräsident der Swissmetal Industries. Steiger ist ein Bankdirektor im Ruhestand.

Klage offen

Im Juli 2018 stellten die chinesischen Besitzer den Geschäftsführer auf die Strasse. Fünf Tage später trat die Revisionsstelle von Baoshida zurück und erstattete Anzeige wegen Überschuldung. Das Regionalgericht Berner Jura gewährte dem Traditionsunternehmen Konkursaufschub, setzte einen Sachwalter ein und holte den Geschäftsführer zurück.

Noch offen ist eine Klage der Hauptgläubigerin der Baoshida Swissmetal, der China Development Bank, beim bernischen Obergericht. Diese Bank findet, sie sei vom Sachwalter in ungenügender Weise über den Verkauf informiert worden.

Im Radio Jura Bernois sagte Rezzonico dazu, er gehe nicht davon aus, dass diese Klage für die neue Firma ein Problem darstellen werde.

Sachwalter Andreas Bättig sagte am Dienstagabend auf Anfrage, mit dem Verkauf der beweglichen Betriebsaktiven werde eine Rettung des Betriebs möglich, obwohl mit der China Development Bank keine Einigung über die Löschung ihrer Pfandrechte gefunden worden sei.

«Die Sachwalterin geht davon aus, dass die Liquidation der pfandbelasteten Liegenschaften in einem anschliessenden Konkursverfahren erfolgen wird», so Bättig. Damit in Reconvilier und Dornach produziert werden könne, sei zwischen Baoshida Swissmetal und Swissmetal Industries ein Mietvertrag abgeschlossen worden. Die Nachlassstundung dauere noch bis zum 22. August.

Ein Traditionsunternehmen

Swissmetal, das ehemalige Industrieflaggschiff im Jurabogen, wurde vor sechs Jahren von der chinesischen Baoshida-Gruppe erworben. In Reconvilier ist das Unternehmen noch heute als «La Boillat» ein Begriff, benannt nach dem Gründer Edouard Boillat.

Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in der Schweiz grosser Bedarf nach Buntmetallprodukten, etwa zur Herstellung von Uhren-Rohwerken, Telefondraht und Munition. Im Land entstanden mehrere Metallwerke, neben der «Boillat» in Reconvilier auch die Metallwerke in Dornach oder die Selve-Werke in Thun.

«Chance für Dornach»

Dornachs Gemeindepräsident Christian Schlatter sagte dem Regionaljournal Basel Baselland von Radio SRF in einem Interview, der angekündigte Rückzug von Swissmetal aus Dornach wecke im Solothurner Ort nur wenige Emotionen. Nur ganz wenige Dornacher arbeiteten im lokalen Swissmetal-Werk.

Vielmehr stelle der vorgesehene Swissmetal-Rückzug eine Chance für die Weiterentwicklung des Orts dar, in dem es keine grossen Landreserven mehr gebe. Schon 2014 habe das Dornacher Volk festgelegt, dass das Areal künftig zu je einem Drittel dem Wohnen und dem Arbeiten respektive für Dienstleistungen dienen solle.

Ein weiteres Drittel des Areals – an der Birs – soll als Naturraum aufgewertet werden. Besitzerin des Areals ist laut Radio SRF eine Basler Firma.

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