Auf fünfviertel Jahrhunderte blickt das baselstädtische Kantonslabor in der ersten Novemberwoche zurück. Mit Gründungsdatum 1893 war es zwar das elfte im Land, doch Basel hatte 1857 nach einer Choleraepidemie den ersten öffentlichen Chemiker engagiert.
Die stark ansteckende Krankheit, die nach 1855 auch in Basel einige Todesfälle verursachte, war ein Weckruf für die Behörden, den Gesundheitsschutz für die Bevölkerung zu institutionalisieren. Ein eigenes Labor mit Vollzeitangestellten wurde dann vor 125 Jahren beim Petersplatz eingerichtet; an den Burgfelderplatz zog es 1916.
Dass die Kantone auch in Zeiten fortschreitender Globalisierung eigene Laboratorien unterhalten, ist für Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger "immer noch das richtige Konzept", wie er am Montag vor den Medien sagte: Kantonslabors verhängten gegebenenfalls Sanktionen, und diese hoheitliche Aufgabe könne der Staat nicht delegieren, sonst leide am Ende die Akzeptanz.
Schnell und flexibel
Kantonschemiker Philippe Hübner sieht die Autonomie der Kantonslabors als Stärke: Anders als träge zentralisierte Strukturen könnten sie schnell und flexibel auf neue Fragen reagieren. So habe das Basler Labor zum Beispiel in den 1990er-Jahren als eines der ersten molekularbiologische Methoden eingesetzt und damit unter anderem "Wildfleisch" als Springbock entlarvt.
Neben der Lebensmittelsicherheit wacht das Basler Labor auch über die Anlagesicherheit etwa der chemisch-pharmazeutischen Industrie, von Gefahrguttransporten oder über den Atomschutz. Laut Hübner hat es eigene Experten, die auch in der Lage seien, der Pharmabranche auf die Finger zu schauen. Ohne kompetentes Gegenüber bei Behörden neige die Wirtschaft dazu, für sich günstigere Lösungen zu suchen.
Schlagzeilen machen indes eher alltägliche Verstösse gegen geltendes Recht, etwa durch Beizen, Tätowierstudios oder Spielzeughändler. Aufgrund früherer Erfahrungen gehe das Labor oft "risikobasiert" vor, besuche also gezielt verdächtige Betriebe. So kommt es teils zu hohen Verstoss-Quoten, welche nicht unbedingt die Lage auf dem jeweiligen ganzen Markt repräsentieren.
Augenschein für's Volk
Über die Jahrzehnte haben sich die Prioritäten immer wieder verschoben. War verunreinigte Milch noch 1950 ein Problem, so hat die Industrie dieses inzwischen technisch behoben. Der Grossbrand in Schweizerhalle von 1986 machte die Chemiesicherheit zum Thema. Heute sind etwa versteckte Allergene oder Geothermierisiken dazu gekommen.
Am Samstag öffnet das Basler Kantonslabor für die Bevölkerung seine Türen. Auch dies ist ein Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, lernt man doch beispielsweise praxisnah Tricks gegen die Verschleppung von Campylobacter-Keimen in der Küche. Auch Radioaktivität und das "Nonfood-Gruselkabinett" werden anschaulich thematisiert.
www.kantonslabor.bs.ch
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