Fluglärm Beide Basel machen Druck gegen Nachtfluglärm des EuroAirport

SDA

28.11.2018 - 13:35

In den Fluglärmstreit am Flughafen Basel-Mülhausen kommt Bewegung: Der Verwaltungsrat hat auf Schweizer Druck beschlossen zu prüfen, ob auf geplante Starts nach 23 Uhr verzichtet werden kann. Bis in zwei Jahren sollen die französischen Behörden Klarheit schaffen.

Mit dem Boom von Billigflügen am EuroAirport (EAP) verschärfen sich die Konflikte mit der lärmgeplagten Nachbarschaft in beiden Ländern. Als binationaler Flughafen ist der ganz auf französischem Boden liegende EAP ein Unikum; im 16-köpfigen Verwaltungsrat (VR) stellt die Schweizer Seite acht Mitglieder, Basel-Stadt vier und Baselland sowie Bund je zwei.

"Nach intensiven Diskussionen" hat die Schweizer Delegation nun den VR zum Beschluss bewegen können, "eine Prüfung einer Aufhebung aller geplanten Starts nach 23 Uhr einzuleiten", wie das baselstädtische Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) am Mittwoch mitteilte. Die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) Baselland verdankt ihrerseits "intensive Hintergrundarbeit" ihrer beiden Leute im VR.

Spätstart-Stopp träfe Expressfracht

Gegenüber heute würden so über 90 Prozent der Starts zwischen 23 und 24 Uhr wegfallen, primär von Expressfrachtfirmen, laut WSU rund 1300 Starts jährlich. Betriebliche und ökonomische Konsequenzen davon soll unter Federführung der französischen Zivilluftfahrtbehörde (DGAC) innert 24 Monaten umfassend überprüft werden.

Der EAP-VR beantragt entsprechende Studien beim französischen Transportministerium, wie der EAP selber mitteilte. Der EAP betont eigenes "proaktives" Handeln und Engagement für Lärmschutz, verweist indes auf andere Aspekte neben dem "Nachtruhebedürfnis", so auf EU-Regeln und einen nötigen Ministerialentscheid in Frankreich.

Für die beiden Kantone ist ein Aus für Spätstarts "anspruchsvoll" umzusetzen. Die Baselbieter Regierung hat den Schritt nun neu in ihre Eigentümerstrategie geschrieben - nachdem das Kantonsparlament den letzten Fluglärmbericht explizit ablehnend zur Kenntnis genommen hatte. Die VGD nennt neben der Wohnqualität als Interesse auch die Wirtschaftlichkeit des EAP, welcher der Region Wertschöpfung bringe.

Für Basel-Stadt Lärmschutz wichtiger

Das baselstädtische WSU spricht derweil Klartext: Zwar seien Expressfrachtfirmen, die am EAP rund 650 Personen beschäftigten, angewiesen auf gute Anschlüsse vom EAP aus an ihre zentralen Hubs in Europa. Dennoch könne die Spätstart-Einschränkung für mehr Lärmschutz "in Kauf genommen werden", denn die "mögliche Entlastung der Anwohnerschaft (...) überwiegt in der Interessenabwägung".

Mit einem Startstopp ab 23 Uhr wäre für das WSU allerdings das Machbare am EAP ausgereizt; "weder nötig noch sinnvoll" wären damit weitere Verkürzungen der Betriebszeiten respektive Beschränkungen an Tagesrandzeiten. Namentlich sei das heutige Landungs-Zeitfenster von 05 bis 06 Uhr für die Expressfracht "von existenzieller Bedeutung".

Das WSU verweist zudem auf die landesweite Relevanz des Basler Flughafens: Vom EAP aus "wird die Versorgung grosser Teile der Schweizer mit Expressfracht sichergestellt". - Die anderen Schweizer Flughäfen haben weniger liberale Betriebszeiten.

Ausbaupläne in Gefahr

Die Fluglärmsituation nachhaltig zu verbessern ist für Basel-Stadt "wichtig" mit "Blick auf die künftige Entwicklung des Flughafens". Unter Druck steht etwa eine geplante Bahnanbindung des EAP mit Schweizer Kostenbeteiligung. Im Bundes-Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) sind überdies französische Langfrist-Pläne für eine dritte Piste parallel zur heutigen Hauptpiste notiert - Widerstand ist absehbar.

Lärm zu reduzieren, ist jedoch schwierig. Der EAP-VR hatte zwar im Frühling per Ende 2019 zwei Ziele definiert: zwischen 23 und 24 Uhr eine Halbierung der Zahl der Starts in Richtung Süden und eine "Stabilisierung" aller Flugbewegungen. Schon jetzt zeige sich aber, dass mindestens eines dieser Ziele "sehr schwer zu erreichen sein wird".

Seit vergangenem Sommer seien zwischen 23 und 24 Uhr deutlich mehr Flugbewegungen registriert worden. Als Grund dafür nennt der EAP "massive Verspätungen", für die aber nicht er verantwortlich sei. Um die Ziele dennoch zu erreichen, hat der EAP-VR nun den Spätstart-Stopp in Auge gefasst.

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