Flugunfall Eigenbau-Flugzeug abgestürzt: Treibstoffleitung falsch verbaut

ga, sda

29.3.2023 - 11:30

Kurz nach dem Start auf dem Flugplatz Grenchen SO in einen Acker gestürzt: Das Propellerflugzeug der Marke "Eigenbau" wies Fehler bei den Treibstoffschläuchen auf.
Kurz nach dem Start auf dem Flugplatz Grenchen SO in einen Acker gestürzt: Das Propellerflugzeug der Marke "Eigenbau" wies Fehler bei den Treibstoffschläuchen auf.
Keystone

Ein Pilot ist im September 2020 mit seiner Propellermaschine kurz nach dem Start auf dem Flugplatz Grenchen SO aus geringer Höhe in ein Feld gestürzt. Grund war laut Sust ein Strömungsabriss infolge falsch angeschlossener Treibstoffschläuche im Eigenbau-Flugzeug.

Keystone-SDA, ga, sda

Zwei Treibstoffschläuche im Flugzeug «Kitfox 6» waren mit einem Knick verbaut und hatten daher eine Querschnittsverengung aufgewiesen, wie aus dem am Mittwoch publizierten Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hervorgeht.

Hinzu kam, dass die Treibstoffschläuche am Brandschott motorenseitig vertauscht waren. Es liess sich gemäss Sust nicht abschliessend klären, zu welchem Zeitpunkt die beiden Treibstoffschläuche mit zu geringem Radius montiert worden waren. Auch habe es sich nicht nachvollziehen lassen, wann die beiden Treibstoffschläuche beim Einbau verwechselt worden seien.

Gefährliche Dampfblasenbildung

Die Baufehler bei der Treibstoffzufuhr führten jedenfalls zu einer Dampfblasenbildung. Es müsse in diesem Fall mit einem rauen Lauf des Motors, Vibrationen und Stottern bis hin zu einem kompletten Motorausfall gerechnet werden, hält die Sust in ihrem Schlussbericht fest.

So war es denn auch, als der heute 66-jährige Schweizer Pilot um 11.33 Uhr am 18. September 2020 auf dem Flugplatz Grenchen für den Flug nach Bad Ragaz SG startete. Zunächst lief der Motor nach Plan. Doch kurz nach dem Abheben erlitt der Motor einen teilweisen Leistungsverlust.

Die Motorleistung reichte noch 15 Sekunden lang für einen Horizontflug aus. Dann genügte die Motorenleistung nicht mehr, um die Geschwindigkeit und die Flughöhe einzuhalten.

In dieser Zeitspanne muss es gemäss Sust für den Piloten offenkundig geworden sein, dass das Flugzeug weder Höhe noch Geschwindigkeit aufzubauen vermochte und deshalb eine Notlandung unausweichlich wurde.

Der Entscheid, aus dieser Position eine Umkehrkurve zurück zum Flugplatz zu fliegen, war mit hohen Risiken verbunden und ursächlich für die Entstehung des Unfalls, wie die Sust festhält: Das Flugzeug unterschritt während der enger werdenden Umkehrkurve die Mindestfluggeschwindigkeit, erlitt einen Strömungsabriss und stürzte aus geringer Höhe über Grund ab.

«Die unmögliche Kurve»

Eine derartige Umkehrkurve nach einem Leistungsverlust des Motors während der initialen Steigflugphase ist gemäss Sust auch als «die unmögliche Kurve» bekannt.

Insbesondere bei einem Motorausfall oder Leistungsverlust in geringer Höhe, sei ein Geradeausflug mit Notlandung auch in unwegsamem Gelände in der Regel sicherer auszuführen, als eine Umkehrkurve mit dem erhöhten Risiko eines Strömungsabrisses.

Der Pilot erlitt beim Absturz leichte Verletzungen. Er konnte das Flugzeug der Marke «Eigenbau» selbständig verlassen. Die Maschine blieb schwer beschädigt im Feld liegen.