NordschweizIn beiden Basel leben über 4400 Flüchtlinge aus der Ukraine
scmi, sda
23.2.2024 - 09:32
Zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine leben in den beiden Basel insgesamt 4436 Menschen mit Schutzstatus S. Davon wohnen 2606 ukrainische Flüchtlinge im Baselbiet, weitere 1830 in Basel-Stadt, wie die Behörden beider Kantone auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilten.
Keystone-SDA, scmi, sda
23.02.2024, 09:32
SDA
Eine von ihnen ist Olena Kyselova. Sie ist vor zwei Jahren zusammen mit ihren beiden Kindern aus Poltawa in die Schweiz geflüchtet. Sie moderiert beim Basler Lokalsender «Radio X» unter dem Titel «Borsch FM» eine Sendung für Ukrainerinnen und Ukrainer in der Region. Angesichts des fortschreitenden Krieges ständen die Perspektiven auf eine baldige Rückkehr nicht gut. «Wir haben immer weniger Hoffnung», sagte Kyselova gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Margarita Antoni, Kommunikationsverantwortliche bei der Ortsgruppe Basel des Ukrainischen Vereins der Schweiz, nimmt die Stimmungslage ebenfalls so wahr bei den Geflüchteten. Es bestehe eine grosse Unsicherheit, wo sie wieder ein normales Leben aufbauen können. Sie selbst kennt Flüchtlinge, die versucht haben, wieder in Ukraine Fuss zu fassen, dann aber wieder nach Basel zurückgereist sind.
Nur wenige kehren zurück
Auch die Zahlen zeigen, dass nur einer Minderheit eine Rückkehr gelungen ist. Seit dem Beginn des Angriffskrieg Russlands am 24. Februar 2022 sind 370 Personen mit Status S, die Basel-Stadt zugewiesen waren, wieder ausgereist.
Im Baselbiet haben sich in den letzten zwei Jahren 719 Personen beim kantonalen Sozialamt abgemeldet. Die meisten davon sind entweder in die Ukraine zurückgekehrt oder ins europäische Ausland gereist, wie das Baselbieter Sozialamt auf Anfrage schreibt.
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass viele der Geflüchteten traumatisiert sind – zum Beispiel solche aus der von Russland annektierten Stadt Mariupol, wie Olena Kyselova sagt.
Eine weitere Herausforderung ist die Arbeitssuche – eine Möglichkeit, die Flüchtlingen mit S-Status zusteht. Kyselova betrieb vor der Flucht in der Ukraine einen Beauty-Salon. Für sie, die mittlerweile gut Deutsch spricht und hier den Führerschein machte, habe sich die Stellensuche schwierig gestaltet. «Ich habe nur Absagen erhalten», sagte Kyselova. Dafür investiere sie viel Zeit in ehrenamtliche Engagements, um alle Möglichkeiten zur Integration zu nutzen.
Mangel an langfristigen Perspektiven
Von den ukrainischen Flüchtlingen in Basel-Stadt beziehen 1530 Personen aktuell Sozialhilfe. Von den erwerbsfähigen Personen gehen aktuell 168 einer Arbeit nach, weitere 10 machen eine Berufslehre, so die Angaben der Kantonalen Koordination Asyl- und Flüchtlingswesen.
Im Baselland sind gemäss Angaben des Kantonalen Amts für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga) 431 Personen erwerbstätig. Davon machen 33 ein Praktikum, 10 eine Lehre und 6 eine Vorlehre. Gemäss der letzten Erhebung im dritten Quartal 2023 wurden 83 Prozent der Personen mit Sozialhilfe unterstützt.
«Es fehlen oft die langfristigen Perspektiven zur Integration den Arbeitsmarkt», stellt Margarita Antoni fest. So seien bei vielen Geflüchteten die Qualifikationen zwar gut, die «Marktfähigkeit» allerdings nicht. Nicht nur wegen der sprachlichen Barrieren, sondern auch wegen mangelnden Möglichkeiten zur Umschulung, sagte Antoni.
Viele Kinder und Jugendliche
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass ein grosser Teil der Geflüchteten noch gar nicht im erwerbsfähigen Alter ist. Kinder und Jugendliche machen auch in der Region einen grossen Teil aus. Im Baselland sind es aktuell 844, also rund ein Drittel alle Personen mit S-Status. Bei den Erwachsenen machen mit 1206 die Frauen die Mehrheit aus, hinzu kommen 556 sind Männer. Von allen Erwachsenen sind 263 über 65 Jahre alt.
In Basel-Stadt sind 505 Personen unter 18 Jahre alt. Der Anteil Kinder und Jugendliche beträgt hier mehr als ein Viertel. Bei den Erwachsenen sind es 990 Frauen sowie 540 Männer. 265 Personen sind älter als 60.
Unterschiede zwischen den beiden Kantonen gibt es bei der Wohnsituation. Im Stadtkanton sind 620 Ukraine-Flüchtlinge (34 Prozent) in kantonalen Asylstrukturen untergebracht. 1160, Personen (63 Prozent) leben in privaten Wohnungen und nur 50 (knapp 3 Prozent) bei Gastfamilien.
Anders sieht es im Baselbiet aus. Dort leben 2011 Flüchtlinge (77 Prozent) in Individualunterkünften. Mit 499 Personen (19 Prozent) ist auch der Anteil derjenigen, die bei Gastfamilien wohnen, höher als im Nachbarkanton. Nur 96 ukrainische Flüchtlinge (4 Prozent) leben in kantonalen oder kommunalen Kollektivunterkünften, wie die Sozialhilfe schreibt.
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