Volksschule Neues Lohnsystem für Aargauer Lehrpersonen: 69 Millionen Mehrkosten

SDA

21.2.2020 - 09:48

Der Aargauer Regierungsrat will das Lohnsystem für alle Lehrpersonen und für die Schulleitungen der Volksschule reformieren. Die Löhne sollen im Vergleich zu anderen Kantonen wettbewerbsfähig sein. Die Reform führt zu Mehrkosten von 69 Millionen Franken pro Jahr.

Das heutige Lohnsystem sei nicht mehr konkurrenzfähig, sagte Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) am Freitag vor den Medien in Aarau. Es habe mehrere Nullrunden bei den Löhnen gegeben. Es bestehe ein Handlungsbedarf.

Die effektive Lohnentwicklung habe sich von der ursprünglich geplanten Lohnkurve weg entwickelt. Das Ziel sei ein System, das im interkantonalen Vergleich wieder konkurrenzfähige Löhne ermögliche sowie nachvollziehbar und nicht diskriminierend sei.

Ein Vergleich mit den sieben Nachbarkantonen zeigt gemäss Regierungsrat, dass eine Lehrperson mit 77'680 Franken im ersten Berufsjahr 2000 Franken weniger verdient. Nach elf Berufsjahren beträgt die Differenz 12'119 Franken, dies bei einem Jahreslohn von 93'372 Franken. Auf der höchsten Lohnstufe mit 123'922 Franken schmilzt die Differenz auf 522 Franken.

Das neue Lohnsystem basiert auf einer Funktionsbewertung, die zusammen mit Experten entwickelt wurde. Zur Erhebung der jeweiligen Anforderungen und Belastungen wurden Lehrerinnen und Lehrer aller Funktionen sowie Schulleitungen befragt. Die verschiedenen Anforderungsniveaus wurden einer Lohnstufe zugeordnet.

Erfahrungsstufen statt Lebensalter

Die vom Regierungsrat in eine Anhörung geschickte Revision des Dekrets sieht vor, dass der Normverlauf der Löhne nicht wie bisher dem Lebensalter folgt sondern entlang von 28 Erfahrungsstufen. Der Lohn von jüngeren Lehrpersonen und Schulleitenden soll stärker ansteigen und mit zunehmenden Erfahrungsjahren abflachen.

Insgesamt soll der Lohn gemäss Entwurf über das ganze Berufsleben um rund 55 Prozent ansteigen. Relevant für die Einstufung beim Eintritt in den Schuldienst respektive beim Antritt einer bestimmten Funktion soll die Erfahrung sein, die in einer bisherigen Funktion im Schuldienst oder in einem anderen beruflichen oder privaten Umfeld angeeignet wurde.

Die Schweiz und auch der Aargau entwickelten sich zunehmend zu einer Wissensgesellschaft, hiess es. Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der Wissensgesellschaft seien motivierte und qualifizierte Lehrpersonen und Schulleitungen.

Ein konkurrenzfähiges und zeitgemässes Lohnsystem trage dazu bei, dass das Aargauer Bildungswesen auch in Zeiten des Fachkräfte- und Lehrpersonenmangels engagierte und motivierte junge Berufsleute gewinnen könne.

Lohnkosten von 1,1 Milliarden Franken

Die Einführung des neuen Lohnsystems wird beim Kanton und bei den Gemeinden einen Mehraufwand von insgesamt 69 Millionen Franken pro Jahr führen. Der Kanton soll 50,3 Millionen übernehmen, die Gemeinden sollen 18,7 Millionen Franken mehr bezahlen. Die Gesamtkosten für die Löhne von 12'000 Lehrpersonen (rund 8000 Vollzeitstellen) würden sich auf insgesamt 1,1 Milliarden Franken belaufen.

Der Vorschlag des Regierungsrats geht nun bei den Parteien, Verbänden und Gemeinden bis Ende April in eine Anhörung. Der Grosse Rat soll bereits im vierten Quartal dieses Jahres über die Anpassung des Lohndekrets Lehrpersonen entscheiden. Der Regierungsrat will das neuen Lohnsystem in einem Schritt per 1. Januar 2022 einführen.

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