Neun Monate nach der Entdeckung einer Grundwasserverschmutzung durch die inzwischen konkursite Chemiefirma Rohner in Pratteln BL zeigen die Massnahmen der Behörden Wirkung. Spuren der Verunreinigung sind jedoch weiterhin nachweisbar.
Insgesamt seien von der Rohner AG 20 Millionen Liter Industrieabwasser ins Grundwasser gelangt, teilte die Bau- und Umweltschutzdirektion des Kantons Baselland (BUD) am Dienstag mit. Das ist deutlich mehr als die bisher angenommenen 15 Millionen Liter.
Die Kosten für die Bewältigung der durch ein leckes Abwassersystem ausgelösten Verschmutzung betragen nach heutigem Stand 700'000 Franken. Aufkommen muss dafür der Verursacher, wie es im Communiqué heisst.
Noch mehr Pumpen geplant
Nach Entdeckung der Grundwasserverschmutzung Ende Februar haben die Baselbieter Behörden diverse Massnahmen getroffen. Dennoch sind laut BUD nach wie vor Spuren der Verunreinigung bis nördlich der Autobahn bei Pratteln nachweisbar. Weiterhin müsse deshalb verschmutztes Grundwasser abgepumpt und zur ARA Rhein in Pratteln abgeleitet werden.
Um die Effizienz zu steigern, wurde im Oktober eine weitere Grundwasserpumpe in Betrieb genommen. Zudem sind Bohrungen geplant, damit noch mehr Pumpen installiert werden können. Die Wirkung der Massnahmen und die Entwicklung der Restbelastung würden laufend überwacht, hält die BUD fest.
Das verunreinigte Grundwasser wird nicht von Trinkwasserversorgungen genutzt. Deshalb könne eine Gefährdung von Menschen und Tieren weiterhin ausgeschlossen werden, heisst es in der Mitteilung weiter.
Nach der Grundwasserhavarie kam für die schon früher immer wieder ins Schussfeld der Kritik geratene Rohner AG das Aus. Per Ende Juni meldete das Unternehmen Konkurs an. Weil für die Weiterführung der Produktion keine Nachfolgelösung gefunden werden könnte, leitete das Konkursamt Baselland die Liquidation der Firma ein.
Umnutzung geplant
In die Liquidation der Rohner AG ist als Eigentümerin auch die Immobiliengesellschaft Hiag involviert, die das Industrieareal beim Bahnhof Pratteln nun deutlich früher als einst geplant umnutzen will. Angestrebt wird eine gemischte Nutzung mit hohem Wohnanteil, wie Hiag-Verwaltungsratspräsident Felix Grisard auf Anfrage sagte.
Der Konkurs von Rohner hatte bei der Hiag tiefe Spuren hinterlassen. Im ersten Halbjahr 2019 musste das Unternehmen einen Verlust 43,4 Millionen Franken verbuchen.
Hiag hat von Rohner 22 der einst 200 Angestellten übernommen. Diese sind laut BUD für die Sicherheit auf dem Areal und zuständig und bereiten überdies die bevorstehenden Reinigungsarbeiten vor. Auf Kosten der Hiag sind inzwischen bereits 250 von insgesamt 500 Tonnen Abfall entsorgt worden.
Die Produktionsanlagen müssen nun vollständig von Chemierückständen befreit und danach rückgebaut werden. Zudem müssen die bereits 2005 eingeleiteten Altlastensanierungen optimiert werden. In den letzten Jahren wurden auf dem Rohner-Areal 1,5 Tonnen leichtflüchtige, chlorierte Kohlenwasserstoffe aus dem Untergrund entfernt.
Die Behörden schätzen die Kosten für die Altlastensanierung auf rund 1,5 Millionen Franken. Die öffentliche Hand werde sich aus heutiger Sicht nicht an diesen Kosten beteiligen müssen, heisst es im Communiqué.
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