Im Kanton Solothurn sind die drei grossen Grundwasserströme der Emme, der Dünnern und der Aare nahezug flächig mit dem Abbauprodukt des Pilzbekämpfungsmittels Chlorothalonil belastet. Der Kanton will Massnahmen ergreifen, um die Belastung des Trinkwassers zu reduzieren.
Auch der Bezirk Bucheggberg sei nahezu flächendeckend belastet, heisst im am Freitag vom Kanton veröffentlichten Bericht zum Zustand der Solothurner Gewässer. Einzig lokale Grundwasservorkommen im Jura mit Talgrundwasser und Karstgrundwasser seien grösstenteils nicht beeinträchtigt.
Der Kanton Solothurn verfügt mit den Grundwasserströmen der Emme, der Dünnern und der Aare über drei grosse Grundwasservorkommen, aus welchen zwei Drittel der gesamten Trinkwassermenge im Kanton gefördert werden. Das restliche Drittel stammt aus Quellen und lokalen Vorkommen.
Im Emme- und im angrenzenden Aare-Grundwasserstrom im Raum Solothurn-Zuchwil werden neun Grundwasserfassungen für die öffentliche Trinkwasserversorgung betrieben. Sie versorgen sämtliche Gemeinden in den Bezirken Wasseramt und Solothurn mit Trinkwasser. Hinzu kommen weitere substanzielle Lieferungen in die angrenzenden Bezirke Bucheggberg und Lebern.
Höchstwert wird überschritten
Für die Trinkwasserförderung in diesen Gebieten ist eine gesamthafte Konzessionsmenge von total 76'600 Kubikmeter pro Tag (Summe aller neun Fassungen) verliehen. Bei 90 Prozent der Konzessionsmenge liegen die Konzentrationen von Abbauprodukten gemäss Bericht über dem Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Nur in einer Fassung liegt die Grundwasserbelastung unter diesem Wert.
Gleich ist die Situation beim Dünnern-Grundwasserstrom und dem angrenzenden Aaregäu. Die sieben Wasserfassungen versorgen den Bezirk Gäu und grosse Teile des Bezirks Olten inklusive der Stadt Olten mit Trinkwasser. Diese Vorkommen sind laut Bericht von überregionaler Bedeutung.
Bei 87 Prozent der Konzessionsmenge für Trinkwasser von 69'000 Kubikmeter pro Tag liegen die Konzentrationen von Abbauprodukten über dem dem vom Bund festgelegten Höchstwert. Nur eine Fassungsstandort kann gemäss Bericht Grundwasser fördern, dessen Konzentration knapp unter dem Höchstwert liegt.
Im Aare-Grundwasserstrom zwischen Olten und Aarau wird heute aus sechs Grundwasserfassungen Trinkwasser gewonnen. Eine zusätzliche regionale Fassung wird in diesem Jahr in Gretzenbach in Betrieb genommen. Bei drei Fassungen oder 44 Prozent der Konzessionsmenge von 33'000 Kubikmeter pro Tag liegen die Konzentrationen über dem Höchstwert.
Bei den Quell- und Grundwasserfassungen im Bucheggberg wurden mit Ausnahme einzelner Quellen ebenfalls Abbauprodukte von Chlorothalonil in Konzentrationen über dem Höchstwert gemessen.
Wasserversorger sind gefordert
Es müssten dringend Massnahmen ergriffen werden, um die Chlorothalonil-Belastung des Trinkwassers zu reduzieren, heisst es im Bericht des Kantons weiter. Aufgrund der flächigen Belastung könne jedoch nicht einfach einwandfreies Trinkwasser von unbelasteten Nachbarversorgungen bezogen werden.
Bereits erschlossene und unbelastete Trinkwasserressourcen, die als Ersatzwasser oder zu Mischzwecken genutzt werden könnten, sind gemäss Bericht nicht überall vorhanden. Die Wasserversorgungen stünden nun vor einer Herausforderung.
Nahezu sämtliche Fassungen im selben Grundwasservorkommen seien zeitgleich durch einen flächigen Schadstoffeintrag belastet. Mit der bestehenden Infrastruktur könne das Problem von erhöhten Konzentrationen von Chlorothalonil-Abbauprodukten im Trinkwasser nicht gelöst werden. Zusätzliche Infrastruktur sei erforderlich. Der Bau von Aufbereitungsanlagen sei mit hohen Investitions- und Betriebskosten verbunden.
Der Bund entzog im vergangenen Dezember die Zulassung für Chlorothalonil mit sofortiger Wirkung. Es sei leider davon auszugehen, dass vielerorts das Grundwasser auch nach dem Anwendungsstopp die Trinkwasseranforderungen über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinsichtlich der langlebigen Chlorothalonil-Abbauprodukte nicht erfüllen werden, heisst es im Bericht des Kantons Solothurn.
Auf den Schweizer Äckern wurde seit den 1970er Jahren das Fungizid Chlorothalonil gegen Pilzbefall eingesetzt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellte im Frühling 2019 Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung durch Abbauprodukte von Chlorothalonil fest.
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