Die Corona-Pandemie hat auch in der Wirtschaftswelt des Kantons Aargau tiefe Spuren hinterlassen. Die Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe sind vor allem während der ersten Welle im Frühling 2020 unter Druck geraten, wie eine Umfrage der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) aufzeigt.
Keystone-SDA, ga, sda
03.03.2021, 09:30
SDA
Seither würden sich Erholungstendenzen bemerkbar machen, was sich in einem vorsichtigen Optimismus für das angelaufene Jahr ausdrücke, teilte die AIHK am Mittwoch vor den Medien mit. Die Firmen aus dem Dienstleistungssektor würden sich dagegen insgesamt weniger stark von der Pandemie getroffen zeigen.
Die schlimmsten Befürchtungen seien nicht eingetroffen. Die Mehrheit der Unternehmensverantwortlichen habe im Rückblick von einem befriedigenden bis guten Geschäftsjahr 2020 berichtet. Es scheine, als hätten die Unternehmen ihre Einschätzungen in Anbetracht der widrigen Umstände relativiert und noch zur Jahresmitte weitaus Schlimmeres befürchtet.
Langwierige Auswirkungen
«Die Aargauer Unternehmen haben 2020 unter der Corona-Pandemie gelitten», hielt AIHK-Direktor Beat Bechtold fest: «Und viele werden weiter leiden. Die wirtschaftlichen Folgen dürften noch lange spürbar sein.» Insgesamt werde dem Aargau eine gute Standortqualität attestiert.
Die AIHK hatte im Januar bei ihren Mitgliedern die traditionelle Wirtschaftsumfrage durchgeführt. 513 Unternehmen mit 46’887 Vollzeitbeschäftigten beteiligten sich. Dies entsprach einer Rücklaufquote von knapp 40 Prozent.
Exportbranchen stark betroffen
Besonders die Branche Verkehr und Lagerei berichtete von einem schlechten bis sehr schlechten Geschäftsjahr. Die Branche Gesundheits- und Sozialwesen wies den zweittiefsten Wert der Wirtschaftsumfrage auf. Zudem traf der weltweite Konjunktureinbruch die exportorientierten Branchen stark.
Schlechte Stimmung herrscht gemäss Umfrage im Maschinenbau. Zwei Drittel der Firmen sehen sich aufgrund von Corona einer sinkenden Nachfrage gegenüber. Gut ein Viertel klagt über stornierte Aufträge. Die Produktionskapazitäten waren nur zu 75 Prozent statt wie üblich zu 87 Prozent ausgelastet.
Mehr als jeder zweite Maschinenbauer beantragte in der ersten Welle Kurzarbeitsentschädigungen. Gut jeder vierte Betrieb nahm Überbrückungskredite in Anspruch. Doch es zeichnen sich gemäss AIHK erste Silberstreifen am Horizont ab.
Gedrückt ist die Stimmungslage auch in der Metallindustrie. 58 Prozent der Teilnehmenden sprechen von einer sinkenden Nachfrage. Erschwerend kam hinzu, dass 38 Prozent der Firmen unter Produktionseinschränkungen litten.
Kurzarbeit und Überbrückungskredite
Der schlechte Geschäftsgang veranlasste während der ersten Welle jede zweite Firma aus der Metallindustrie dazu, vom Recht auf Kurzarbeitsentschädigung Gebrauch zu machen. Zudem sah sich jede vierte Firma veranlasst, einen Überbrückungskredit aufzunehmen. Der Gesamtumsatz ging zurück, die Ertragslage verschlechterte sich.
Im Ausblick für das laufende Jahr ist in der Metallurgie gemäss Umfrage ein «Quäntchen Optimismus» zu verspüren. Die zweite Corona-Welle belastet den Industriesektor deutlich weniger als die erste.
Arbeitsplätze gehen verloren
Die Unternehmen aus der Elektroindustrie spüren wenig von der Krise. Sie berichten von einem guten Geschäftsjahr. Dabei dürften Grossaufträge im Infrastrukturbereich sowie die Digitalisierung stützend gewirkt haben, hielt die AIHK fest. Dies habe zu leicht steigendem Auftragseingang sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland beigetragen.
Auch im Ausblick für das laufende Jahr zeigten sich die Teilnehmer weitgehend optimistisch. Doch spurlos gehe die Corona-Krise auch an der Elektroindustrie nicht vorbei. So zeige sich, dass kleinere Firmen tendenziell stärker von der Krise beeinträchtigt würden.
Die Unternehmen gaben insgesamt einen Stellenabbau von rund 0,8 Prozent der Vollzeitstellen für 2020 im Industrie- und Bausektor an. Im Dienstleistungssektor kam es zu einem Abbau von 0,7 Prozent der Vollzeitstellen.
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