Wahlen 2019 – SG NR END Bitterer Wahlsonntag für die CVP und SVP im Kanton St. Gallen

SDA

20.10.2019 - 20:14

Die SVP und die CVP sind im Kanton St. Gallen die grossen Verlierer der Nationalratswahlen. Die beiden bürgerlichen Parteien verlieren je einen Sitz. Gewinner sind Grüne und GLP, die dank der Klimadebatte ihre Sitze zurückerobern und ihre Wähleranteile steigern konnten.

Die Grünen und die GLP gehörten vor vier Jahren im Kanton St. Gallen zu den grossen Verlierern bei den Nationalratswahlen. Yvonne Gilli (Grüne) und Margrit Kessler (GLP) wurden damals abgewählt. Die SVP und die FDP eroberten die Sitze.

Vier Jahre später holen sich die Grünen und die GLP die Sitze zurück – auf Kosten der SVP und der CVP. Neu in den Nationalrat gewählt wurden Franziska Ryser (Grüne), die auch bei den Ständeratswahlen ein beachtliches Resultat erzielte, und Thomas Brunner (GLP).

Klimawahlen

«Die Wahlen 2019 waren Klimawahlen», sagte Franziska Ryser. Die Grünen hätten zwar damit gerechnet, ihren verlorenen Sitz nach vier Jahren zurückzuholen, dass das Resultat aber so gut ausfiel, sei einfach nur überwältigend, so die 27-Jährige. Sie wolle ihre Wahlversprechen einhalten und sich fürs Klima und die Gleichberechtigung einsetzen.

«Geld allein bringt keinen Erfolg beim Wahlkampf», sagte der frisch gewählte Nationalrat Thomas Brunner, der seit elf Jahren für die GLP im St. Galler Stadtparlament politisiert. Das Klima und die Gesundheit seien für die Wählerinnen und Wähler die wichtigsten Themen gewesen, sagte der Klimatologe. Mit Pietro Vernazza ist ein Chefarzt erster Ersatz für den Sitz der GLP. Politikneuling Vernazza hatte durch seinen Ständeratswahlkampf im Kanton an Bekanntheit gewonnen.

Die Klimadebatte wirkte sich auch bei den Wähleranteilen aus: Die Grünen legten von 5,7 auf 10,5 Prozent zu, die GLP steigerte ihren Wähleranteil von 4,9 auf 7,3 Prozent.

Die SP verlor zwar 1,5 Prozent an Wählern, bleibt mit 12,7 Prozent aber weiterhin viertstärkste Kraft im Kanton. Mit Barbara Gysi und Claudia Friedl konnten die Sozialdemokraten ihre beiden Sitze halten. «Es freut mich sehr, dass das links-grüne Lager mit vier Sitzen gestärkt werden konnte», sagte Max Lemmenmeier, Parteipräsident der SP des Kantons St. Gallen. Auch bei den bürgerlichen Parteien seien zum Teil Leute gewählt worden, die für eine Klimapolitik einstünden.

Thomas Müller nach 12 Jahren abgewählt

Bei der SVP müssen sich Barbara Keller-Inhelder nach vier Jahren und Thomas Müller nach 12 Jahren vom Nationalrat verabschieden. Er habe sich einen anderen Abgang aus der Politik gewünscht, so Müller. Er habe viele Wahlen gewonnen. Es sei jetzt vielleicht Zeit für die nächste Generation, sagte der Stadtpräsident von Rorschach, der sein Amt Ende Jahr abgibt.

Neben den Bisherigen Lukas Reimann, Mike Egger und Roland Rino Büchel wird Esther Friedli neu die SVP des Kantons St. Gallen im Nationalrat vertreten. Die neu gewählte Nationalrätin bedauert den Sitzverlust der SVP und dass zwei Bisherige «über die Klinge springen mussten». Der Wähleranteil ging bei der SVP von 35,8 auf 31,2 Prozent zurück.

Persönlich freut sich die Partnerin von Toni Brunner, ehemaliger Parteipräsident der SVP Schweiz, über die Wahl: «Ich war in den vergangenen drei Jahren im Kanton mit einem klaren Profil präsent.» Eine Kandidatur für die kommenden Regierungsratswahlen sei mit ihrer Wahl in den Nationalrat hingegen vom Tisch, sagte die Parteisekretärin der SVP St. Gallen gegenüber Keystone-SDA.

Enttäuschung bei der CVP

Auch bei der CVP gab es lange Gesichter und einen überraschenden Sitzverlust: Bauernpräsident Markus Ritter und Olma-Direktor Nicolo Paganini müssen künftig zu zweit nach Bern fahren. Thomas Ammann wurde nach vier Jahren im Nationalrat wieder abgewählt.

Obwohl die Partei bei den Nationalratswahlen einen Zuwachs von 2,2 Prozenten (2015: 16,6 Prozent) verzeichnete, verlor sie ihren dritten Sitz. «Es sei ein bitterer Tag trotz CVP-Wahlerfolg», heisst es in der Stellungnahme der Partei. Bei der Verteilung der Restmandate habe die CVP, die mit der GLP eine Listenverbindung eingegangen war, alles andere als Glück gehabt.

Bei der FDP wurde Marcel Dobler, der es bei den Ständeratswahlen nur auf den vierten Platz schaffte, wiedergewählt. Susanne Vincenz-Stauffacher ersetzt Walter Müller, der nicht mehr antrat. Die 52-jährige Kantonsrätin kandidierte im vergangenen Frühling als Nachfolgerin von Karin Keller-Sutter (FDP) für den Ständerat, scheiterte aber an CVP-Regierungsrat Benedikt Würth. Die FDP steigerte ihren Wähleranteil von 14,3 auf 15,0 Prozent.

Die neue Sitzverteilung der 12 Nationalratssitze im Kanton St. Gallen lautet: SVP 4 (2015: 5), SP 2 (2), FDP 2 (2), CVP 2 (3), Grüne 1 (0), GLP 1 (0). Die Wahlbeteiligung lag bei 41,9 Prozent.

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