OstschweizBündner Kunstmuseum will 2023 «wiederentdecken und überraschen»
uj, sda
11.1.2023 - 13:30
Das Bündner Kunstmuseum zeigt 2023 sechs Einzel- und zwei Sammelausstellungen sowie die Jahresausstellung der Bündner Kunstszene. Das Leitmotiv «wiederentdecken und überraschen» führt zu vergessenen Kunstgrössen und noch wenig bekannten Talenten.
uj, sda
11.01.2023, 13:30
11.01.2023, 15:15
SDA
Die erste Einzelausstellung zeigt exemplarisch, welche Wege das Museum beim Wiederentdecken geht. Wie der künstlerische Direktor Stephan Kunz bei der Präsentation des Jahresprogramms am Mittwoch in Chur erklärte, widmet sich die Schau «Ilse Weber. Helle Nacht» einer Künstlerin, «welche in der Schweizer Kunstgeschichte eine Sonderstellung einnimmt».
Ilse Weber (1908-1984) entwickelte in ihrem Spätwerk eine von jeglichem Vorbild losgelöste poetische Ausdrucksweise und prägte damit ab 1970 den Diskurs einer neuen Künstlergeneration. Im 21. Jahrhundert geriet Weber in Vergessenheit. Trotz der hohen Qualität des Werkes liege die letzte ihr gewidmete Einzelausstellung bereits 30 Jahre zurück, erklärte Kunz.
Auf die Wiederentdeckung bestimmter Aspekte setzt das Museum bei zwei unvergessenen Künstlern. Es handelt sich einerseits um die erste Überblicksausstellung der Druckgrafiken von Dieter Roth. Als einer der letzten grossen Universalkünstler sei Roth eine internationale Grösse der zeitgenössischen Kunst, sagte der künstlerische Direktor.
Andererseits widmet das Kunstmuseum einmal mehr eine Schau dem grossen Bündner Bildhauer und Maler Alberto Giacometti (1901-1966). Der Fokus liegt auf seinen allerersten Jahren und die künstlerische Entwicklung bis in die frühe Pariser Zeit. «Das wurde als Ausstellung noch nie gemacht», betonte Kunz. Die Ausstellung setzt schon mit Werken des 12-jährigen Giacometti ein und zieht sich bis zu seiner ersten Einzelausstellung von 1925.
Drei Überraschungen
Überraschen will das Bündner Kunstmuseum mit drei weiteren Einzelschauen. Die Förderpreis-Ausstellung «Linda Semadeni. Manor Kunstpreis Graubünden» präsentiert aktuelle Arbeiten der jungen Künstlerin, die in Ftan im Engadin aufwuchs. Gezeigt werden Arbeiten, die Zeichnungen und performatives Arbeiten mit zeitgenössisch digitaler Form verbinden.
Als weitere Überraschung wird im Labor des Kunstmuseums eine Installation gezeigt, welches die Zürcherin Franziska Furter eigens für das Museum schafft. Die Arbeit folgt dabei dem Anspruch des Ausstellungsortes als Bühne für künstlerische Experimente. Die oft grossformatig auf Papier arbeitende Künstlerin löst sich von der Fläche und entwickelt ihr Werk als Intervention im Ausstellungsraum.
Und schliesslich widmet sich das Museum mit Abraham David Christian einem auf drei Kontinenten tätigen Künstler, der seit wenigen Jahren auch in Chur ein Atelier hat. Die Ausstellung zeigt einen Überblick über sein Schaffen in einer auf die Churer Räumlichkeiten abgestimmten Präsentation.
Wertentstehung in der Kunst unter der Lupe
Die Sammelausstellung «Vom Wert der Kunst» lotet anhand ausgewählter Positionen aus der eigenen Sammlung humorvoll die komplexe Beziehung zwischen Kunst und deren Wert aus. Als Anschauungsobjekte dienen etwa Werke von Dieter Roth, Urs Lüthi, Fischli/Weiss oder Ben Vautier.
Die zweite Sammelausstellung thematisiert unter dem Titel «Eine Freundschaft im Krieg» anhand des Gemäldes «Stillleben mit Ananas» von Max Slevogt die Freundschaft des jüdischen Kunstfreundes Hugo Simon mit der Künstlerin Rita Janett zu Zeiten des zweiten Weltkrieges.
Den Abschluss von 2023 bildet die alljährliche Ausstellung der Bündner Kunstszene. Sie bietet nicht nur bekannten Bündner Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform, sondern auch dem talentierten Nachwuchs. Das Museum will sich mit der Schau zur regionalen Szene bekennen und einen Dialog auf Augenhöhe zwischen den kreativen Generationen anstossen.
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