Gesundheit Coronakrise hinterlässt Millionenverluste bei St. Galler Spitälern

SDA

18.8.2020 - 12:07

Während des Lockdowns waren nur dringliche medizinische Untersuchungen und Behandlungen erlaubt. Für die St. Galler Spitäler erhöht sich der finanzielle Druck. (Archivbild)
Während des Lockdowns waren nur dringliche medizinische Untersuchungen und Behandlungen erlaubt. Für die St. Galler Spitäler erhöht sich der finanzielle Druck. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Die Coronakrise hinterlässt bei den St. Galler Spitälern deutliche Spuren: Das Behandlungsverbot während des Lockdowns hat Einnahmenausfälle von rund 36,4 Millionen Franken verursacht, wie der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde mitteilte. Ob der Kanton einen Teil der Ertragsausfälle entschädigt, ist noch offen.

Die vier St. Galler Spitalverbunde präsentierten am Dienstag ihre Halbjahreszahlen: Das Gruppenergebnis beträgt minus 62,6 Millionen Franken. Mit 29'780 stationären Patientinnen und Patienten haben die St. Galler Spitäler 10,3 Prozent weniger Fälle behandelt als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Auch die Zahl der ambulanten Besuche nahm im ersten Halbjahr 2020 um 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.

Diese Zahlen seien primär auf den vom Bundesrat verordneten Lockdown zurückzuführen, hiess es in der Mitteilung weiter. Zwischen dem 17. März und 26. April 2020 waren schweizweit nicht dringliche medizinische Untersuchungen, Behandlungen und Eingriffe verboten. Andererseits hätten die Erhöhung der Zahl der Betten mit Beatmungsgerät und die Beschaffung von zusätzlichem Schutzmaterial wie Atemschutzmasken oder Schutzbekleidung zu höheren Kosten geführt.

Einnahmeausfälle auch nach dem Lockdown

Auch nach der Aufhebung des Behandlungsverbots hätten sich weitere Einnahmenausfälle von rund 17,8 Millionen Franken ergeben. «Es brauchte einige Wochen bis sich die Lage wieder normalisierte, die Kapazitäten wieder hochgefahren und Wahlbehandlungen wieder im übliche Umfang nachgefragt worden sind», schrieb der Verwaltungsrates der Spitalverbunde.

Falls die öffentliche Hand die Einnahmenausfälle nicht oder nur teilweise ersetze, resultierten für das Jahr 2020 weit höhere Defizite als budgetiert. Die Verwaltungsrat rechnet aktuell mit einem Gesamtverlust von 94,1 Millionen Franken, budgetiert war ein Verlust von 35,5 Millionen Franken für die gesamte Gruppe.

Selbst wenn der Kanton die aufgrund der Verordnung des Bundes entstandenen Ertragsausfälle bei der obligatorischen Krankenversicherung von 53,8 Millionen Franken vollständig entschädigen sollte, wird mit einem Gesamtverlust von 40,2 Millionen Franken über die vier Spitalverbunde gerechnet.

Entschädigung durch Kanton noch offen

Mehrere andere Kantone haben ihren Spitälern bereits Entschädigungen zugesagt. Die St. Galler Regierung setzte eine interdepartementale Arbeitsgruppe ein, um die finanziellen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die St. Galler Spitäler zu ermitteln. In einem ersten Schritt standen Fragen rund um die Liquiditätssicherung der Spitäler im Vordergrund. In einem zweiten Schritt sollen entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden.

Die Ostschweizer Gesundheitsdirektoren (GDK-Ost) forderte den Bund Ende April auf, sich an den Ertragsausfällen der Spitäler finanziell zu beteiligen. Der Bundesrat will die Forderung der Kantone nicht im Covid-19-Gesetz festhalten. Es erscheine wenig sinnvoll, ohne konkreten Anlass heute nicht absehbare Kompetenznormen und Entschädigungsverpflichtungen «auf Vorrat» zu schaffen, hiess es in der vor einer Woche veröffentlichten Botschaft zum Covid-19-Gesetz.

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