Häusliche Gewalt Fast in jedem zweiten St. Galler Fall sind Kinder mitbetroffen

SDA

28.3.2019 - 09:55

Jedes Jahr rückt die St. Galler Polizei mehr als 1000 Mal wegen häuslicher Gewalt, tätlicher Konflikte oder Streiteskalationen zu Paaren oder Familien aus. Fast in jedem zweiten Fall sind Kinder mitbetroffen.

Für das vergangene Jahr gehen 1051 Fälle (2017: 1045) von häuslicher Gewalt in die Statistik ein. 191 Mal intervenierte die Stadtpolizei, 860 Mal die Kantonspolizei St. Gallen.

Im Rahmen des Projekts «Häusliche Gewalt und die Kinder mittendrin» hat die Koordinationsstelle Häusliche Gewalt erstmals Anzahl und Alter der Kinder statistisch erfasst, die Polizeieinsätze zu Hause erlebt haben. 2018 führte fast die Hälfte aller Einsätze, nämlich 481, zu Familien mit insgesamt 658 Kindern oder Jugendlichen, wie die St. Galler Staatskanzlei am Donnerstag schrieb.

Bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt waren 280 Kinder anwesend. Bei 146 dieser Kinder fanden körperliche Gewalt oder Drohungen in einer bestehenden Paarbeziehung der Eltern statt, bei 77 Kindern waren die Eltern zum Zeitpunkt der Intervention bereits getrennt.

Drohungen und Stalking

In der Trennungszeit führten oft Drohungen oder Stalking dazu, dass die Polizei gerufen wird, hiess es in der Mitteilung weiter. In anderen Fällen häuslicher Gewalt wurde Gewalt entweder von den Eltern gegenüber einem der Kinder ausgeübt, oder die Jugendlichen beziehungsweise ihre Geschwister wurden tätlich gegenüber den Eltern.

103 Kinder erlebten einen Polizeieinsatz wegen gegenseitiger Gewalt in der Familie. In 86 Fällen haben sich die Eltern während oder nach einer Paarbeziehung gegenseitig geschlagen, getreten, geschubst, gebissen oder gekratzt.

In 14 Fällen waren die Kinder und Jugendlichen selber an der gegenseitigen Gewalt beteiligt. In drei Fällen musste die Polizei bei jugendlichen Paarbeziehungen mit gegenseitiger Gewalt intervenieren.

275 Einsätze erfolgten aufgrund eskalierender Konflikte, die verbal mit Beleidigungen, Anschreien und leichter psychischer Gewalt begonnen hatten. Diese Konflikte wurden in 133 Fällen von den Eltern in der gemeinsamen Familienwohnung und in 70 Fällen zwischen getrenntlebenden Eltern ausgetragen. Die anderen Auseinandersetzungen geschahen zwischen Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern, Grosseltern oder Geschwistern.

Alle Alterstufen betroffen

145 der anwesenden Kinder waren jünger als vier Jahre alt, 110 Kinder zwischen vier und sieben, 121 Kinder zwischen sieben und zehn und 104 Kinder zwischen zehn und 15 Jahre alt. 15 bis 18 Jahre alt waren 165 Jugendliche.

Im Laufe des Regierungsprojekts «Häusliche Gewalt und die Kinder mittendrin» wird geprüft, welche Unterstützung diese Kinder bereits erhalten haben und wo allfällige Lücken oder Überschneidungen im Angebot bestehen. Zudem wird ein Handbuch für Fachpersonen erarbeitet, damit die verschiedenen involvierten Fachstellen und Behörden gut zusammenarbeiten können.

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