Coronavirus – TourismusHSG-Tourismus-Studie: Reisen in der Natur und in kleinen Gruppen
SDA
26.5.2020 - 13:49
Reisen im eigenen Land und in der Natur, eher in kleinen Gruppen und zum Teil mit Einschränkungen – das ist die «neue Realität», auf die sich die Tourismusbranche einstellen muss. Die Universität St. Gallen (HSG) hat dazu einen Report veröffentlicht.
Mobilität und Begegnung von Menschen – beides ist in Zeiten von Corona unerwünscht. Die Tourismusbranche war deshalb als erste von den Einschränkungen betroffen und «wird als eine der letzten wieder geöffnet», wie die beiden HSG-Professoren Christian Laesser und Thomas Bieger schreiben.
Die Menschen wollten zwar reisen. Sie seien aber wegen der gesundheitlichen Risiken und wirtschaftlichen Unsicherheiten tendenziell noch zurückhaltend. Die Schweiz müsse sich vorerst auf den Binnentourismus einstellen. Dieser sei wegen der zurückhaltenden Gäste, kurzfristiger Reiseentscheidungen und kurzer Aufenthalte schwierig zu steuern.
Gutscheine und flexible Preise
Flexible Preissysteme könnten hier helfen, Spitzenzeiten und -auslastungen auszugleichen. Darüber hinaus könnten lokal und regional gültige Gutscheine mit einem Nennwert, der über dem zu bezahlenden Preis liegt, die Nachfrage ankurbeln, heisst es in der Mitteilung der Universität St. Gallen vom Dienstag.
Eine baldige Erholung erwarten die Autoren bei Reisen kleinerer Gruppen in der Familie oder im Freundeskreis, von Menschen, die nicht zu Risikogruppen gehören. Kurzfristig geplante Kurzreisen per Auto oder Zweirad in eher abgelegene, menschenarme Gebiete dürften eher angesagt sein als längere Reisen in grösseren Gruppen mit kollektiven Verkehrsmitteln.
Unter Druck kommen dürften im Sommer und Herbst besonders die Preise in der städtischen Ferien- und Geschäftshotellerie, so die Autoren. Eine gute Nachfrage und stabile Preise erwarten sie in der Parahotellerie wie auch in ländlichen Ferienhotels mit hohem Anteil von Schweizer Stammgästen.
Ringförmige Erholung
Insgesamt erwarten die Tourismus-Fachleute eine «ringförmige» Erholung des Tourismus. Während die Erholung derzeit von der Schweiz aus gehe, dürfte sie ab dem dritten Quartal 2020 auch Europa erfassen. Eine Erholung des Tourismus aus anderen Kontinenten dürfte erst gegen Mitte 2021 einsetzen.
Insgesamt werde sich der internationale Reiseverkehr erst in drei Jahren «einigermassen erholt» haben, glauben die Experten der Universität St. Gallen. Die Leute würden aber wieder reisen wollen und auch Geschäftsreisen würden wieder anziehen, wenn auch auf tieferem Niveau.
Wenn Reisen dereinst international wieder frei möglich sein würden, müsse mit einer Verstärkung der «strukturbedingten Nachteile für die Schweiz» gerechnet werden: Das sind namentlich die starke Währung und die hohen Kosten. Die Krise könnte nun aber auch für Strukturreformen genutzt werden, etwa für die Zusammenlegung von Betrieben oder von Destinationsgesellschaften.
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