Die Innerrhoder Standeskommission (Regierung) hält am Projekt für ein neues Spital in Appenzell fest, trotz eines Rückgangs um rund 10 Prozent im stationären Bereich. Der Kanton muss zudem beim Betriebsbeitrag tiefer in die Tasche greifen.
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben an der Landsgemeinde 2018 einem Kredit von 41 Millionen Franken für ein Ambulantes Versorgungszentrum Plus (AVZ+) in Appenzell zugestimmt. Das AVZ+ ist als Ambulatorium geplant mit einer Tagesklinik, welche acht Betten umfasst, sowie eine interdisziplinäre Station mit maximal 26 Betten. Ausserdem soll das neue Spital einen 24-Stunden-Notfalldienst mit Erstversorgung gewährleisten.
2018 lag das Betriebsdefizit des Spitals Appenzell bei rund 1,4 Millionen Franken. Im Vergleich zu 2017 entspreche dies einer Zunahme von 42,8 Prozent. Für 2019 wird ein Minus in ähnlicher Höhe erwartet wie 2018.
Wegen der unbefriedigenden betrieblichen Entwicklung des Spitals Appenzell in den letzten zwei Jahren hat die Standeskommission eine Situationsanalyse durchgeführt und darüber einen Bericht an den Grossen Rat verfasst. Sie ist zum Schluss gelangt, das Neubauprojekt für das AVZ+ gemäss Terminplan fortzuführen, wie die Innerrhoder Ratskanzlei am Montag mitteilte.
Gegenmassnahmen beschlossen
Der Betrieb des Spitals Appenzell habe sich nach dem Landsgemeindeentscheid nicht wie erwartet entwickelt. Während die Fallzahlen im ambulanten Bereich stabil seien, habe sich im stationären Bereich ein Rückgang um rund 10 Prozent ergeben.
Die Spitalverantwortlichen hätten Gegenmassnahmen beschlossen. So wurde insbesondere zusammen mit dem Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden ein neues Konzept für die Allgemeine Innere Medizin etabliert. Dieses soll Gewähr bieten für eine nachhaltige Qualitätssicherung auf einem hohen medizinischen Stand. Die Umsetzung des Konzepts hat laut Mitteilung Anfang 2020 begonnen.
Nach dem schwachen Jahr 2019 erwartet die Standeskommission nun beim Spital eine betriebliche Stabilisierung und Erholung. Das geplante AVZ+ könne mit seinen Stärken das bestehende Marktpotenzial mittel- bis langfristig besser nutzen kann, als dies heute der Fall sei.
Doppelt so hohes Defizit
In den nächsten Jahren werde ein höherer Betriebsbeitrag zu leisten sein als ursprünglich angenommen, schreibt der Kanton weiter. Nach den neusten Prognosen wird das jährliche Defizit mit knapp 3 Millionen Franken um 1 bis 1,5 Millionen Franken höher liegen als dies im Zusammenhang mit dem Baukredit prognostiziert wurde.
Das könne vorübergehend akzeptiert werden, zumal man mit dem Aufrechterhalten des Spitalbetriebs dem Wunsch der Bevölkerung nach einer wohnortsnahen Grundversorgung sowie einem rasch und jederzeit erreichbaren Notfalldienst nachkommen könne. Gleichzeitig blieben dadurch wichtige Arbeits- und Ausbildungsplätze im Kanton erhalten.
Nochmals über die Bücher
Die Standeskommission werde aber die betriebliche Entwicklung am Spital weiterhin genau beobachten. «Diese muss sich rasch erholen und insgesamt eine positive Perspektive erkennen lassen.» Das neue Konzept mit der Allgemeinen Inneren Medizin müsse sich erst etablieren. Als Folge davon wird ein Ansteigen der stationären Fallzahlen erwartet.
Sollten diese Indikatoren für eine positive Entwicklung im nächsten halben Jahr wider Erwarten nicht deutlich erkennbar sein, bestehe die Möglichkeit, das Projekt vor der Vergabe der ersten Bauaufträge im Oktober 2020 zu stoppen.
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