Sechs Jahre nach der Schliessung des italienischen Konsulats in St. Gallen bekommen Auslanditalienerinnen und -italiener in der Ostschweiz wieder eine feste Anlaufstelle: Italien eröffnet in St. Gallen ein Honorarkonsulat. Die Kosten trägt der italienische Kulturverein.
Mehrere hundert Personen protestierten im Mai 2014 in St. Gallen gegen die Schliessung des italienischen Konsulats. Mit Fackeln und Transparenten zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung friedlich vom Vadiandenkmal durch die Innenstadt zum Konsulat an der Frongartenstrasse. Dort unterstrichen mehrere Redner die Wichtigkeit des Konsulats für die in der Schweiz lebenden Italiener und als Scharnier zwischen Italien und der Schweiz.
Trotzdem wurde das Konsulat, das rund 60'000 Italienerinnen und Italienern aus der Ostschweiz diente, im Sommer 2014 aus Spargründen geschlossen. Ein Jahr später konnten in der Ostschweiz lebende Italiener ihre Pässe wieder in St. Gallen verlängern lassen. Einmal in der Woche reiste jeweils ein Beamter aus Zürich für konsularische Dienstleistungen an. Am 4. Mai 2015 wurde der konsularische Schalter im italienischen Kulturzentrums in St. Gallen erstmals geöffnet.
Generalkonsulat in Zürich unterstellt
Mit der Eröffnung eines Honorarkonsulates in der Stadt St. Gallen würden die Dienstleistungen erweitert, erklärte Rolando Ferrarese, Leiter des italienischen Kulturzentrums, am Donnerstag vor den Medien. Das Honorarkonsulat vernetzt die Auslanditaliener in den Kantonen Thurgau, St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Graubünden.
Das Honorarkonsulat berät und unterstützt Auslanditaliener bei der Zusammenarbeit mit schweizerischen Behörden, etwa bei Anträgen und Verlängerungen von italienischen Identitätskarten und Reisepässen, Visa, Legalisierungen, Beglaubigungen, Anträge auf Altersrenten, Änderungen in Personenstandsregistern, Personalausweise oder der Zustellung von Wahlunterlagen. Es untersteht dem Generalkonsulat in Zürich.
Italienische Kultur verbreiten
Zurzeit werden die Dienstleistungen noch im Italienischen Kulturzentrum angeboten. Im Mai 2020 bezieht Honorarkonsul George Burger, der von der italienischen Regierung eingesetzt und vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigt wurde, die neuen Räumlichkeiten im St. Katharinen Kloster.
«Damit bekommen die Italiener in der Ostschweiz einen Orientierungspunkt», sagte der ehemalige Leiter der St. Galler Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes. Er sei politisch neutral, sagte Burger, zu dessen Aufgaben auch die Verbreitung der italienischen Kultur gehört. Der Bezug zu Italien kommt von der Mutter, die aus dem Trentino stammt.
Der Kampf für ein eigenes Konsulat in St. Gallen sei noch nicht vorbei, sagte Ferrarese. Ein Klage gegen die Schliessung sei zwar angenommen worden, sie sei aber auch 2020 noch pendent.
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