Energieverbrauch «Jede Kilowattstunde zählt» – Regierung ruft zum Energiesparen auf

ny, sda

21.9.2022 - 10:02

Die St. Galler Regierung ruft die Bevölkerung und die Firmen eindringlich zum Strom- und Gassparen auf. «In diesem Winter zählt wirklich jedes Grad und jede Kilowattstunde», betonte Bau- und Umweltdirektorin Susanne Hartmann am Mittwoch vor den Medien.

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Es gehe darum, «jetzt Strom und Gas zu sparen, damit wir im ersten Quartal 2023 noch genug Energie haben», sagte Hartmann. Räume sollen nur noch auf 19 bis 20 Grad geheizt werden statt wie bisher auf 22 bis 23 Grad. Mit einem Grad Temperaturreduktion liessen sich 6-7 Prozent Erdgas einsparen.

Auf Aussenbeleuchtungen, Weihnachtsbeleuchtungen in Innenräumen, Leuchtreklamen und nächtliche Schaufensterbeleuchtung soll verzichtet werden. Haushaltgeräte, Drucker und Lampen sind auszuschalten, wenn sie nicht gebraucht werden. Lampen müssen auf Energiesparleuchten umgerüstet werden.

«Die kantonale Verwaltung geht als gutes Beispiel voran», sagte die Bau- und Umweltdirektorin. Alle Mitarbeitenden seien am Mittwochmorgen informiert worden. Auch Regierungspräsident Fredy Fässler rief zum sofortigen Energiesparen auf. «Wenn wir jetzt sparen, können wir später auf Reserven zurückgreifen.»

Fredy Fässler: «Die Lage ist ernst»

Jeder und jede könne dazu beitragen, betonte Fässler. «Die Lage ist ernst.» Das Ziel sei, mit allen Mitteln eine Mangellage mit Stromausfällen und Kontingentierungen zu vermeiden.

Noch keine Einigkeit besteht bei der Frage, ob auch die Weihnachtsbeleuchtungen ausgeschaltet bleiben sollen. Das Thema sei emotional, sagte Rolf Huber, Präsident der Vereinigung der St. Galler Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten. Geprüft wird auch eine teilweise Abschaltung von Strassenbeleuchtungen.

Innerhalb des Kantons koordiniert ein Fachstab Energiemangel die Vorbereitungen auf eine allfällige Strom- und Gasversorgungskrise. Im Fachstab sind auch die Kraftwerke SAK, Erdgas Ostschweiz, die Wirtschaft und die Gemeinden vertreten.

Kantone fordern klare Regeln

Ähnlich wie St. Gallen riefen am Mittwoch auch die Kantone Thurgau und beide Appenzell die Bevölkerung und die Wirtschaft zum Energiesparen auf. Die Ostschweizer Kantone befürworten die vom Bund in die Konsultation gegebenen Vorschläge zur Bewältigung der Erdgas- und Stromversorgungskrise. Sie fordern aber zum Teil Nachbesserungen.

Beschränkungen und Kontingentierungen beim Verbrauch von Erdgas müssten mit allen Mitteln verhindert werden, hiess es in einer Stellungnahme der Ostschweizer Kantone vom Mittwoch. Der Bund müsse klare Bedingungen dafür formulieren, wann und aufgrund welcher Indikatoren die vier Massnahmenstufen ausgerufen würden.

Die Ausnahmen von den Massnahmen sollen umfassender formuliert werden: Neben Spitälern, Alters- und Pflegeheimen sollten nach Ansicht der Kantone zum Beispiel auch Einrichtungen für Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen unter die Klausel fallen.

Die Kontrolle der möglichen Beschränkungen und Verbote – dafür zuständig sind die Kantone – soll pragmatisch und schweizweit einheitlich geschehen. Dazu müsse der Bund genaue Regeln festlegen. Verstösse sollen in einem einfachen Ordnungsbussen-Verfahren geahndet werden können.