UmweltLanglaufwachs nicht für Fischrückgang im Engadin verantwortlich
uj, sda
31.1.2022 - 17:27
Die im Langlauf eingesetzten Skiwachse sind nicht für den Fischrückgang in den Oberengadiner Seen verantwortlich. Eine vom Kanton Graubünden am Montag publizierte Untersuchung entlastet den Sport vom Verdacht, «die Fische zu vergiften».
uj, sda
31.01.2022, 17:27
31.01.2022, 17:59
SDA
Die in manchen Skiwachsen verwendete Fluorverbindung gelange in die Seen, werde von den Fischen aufgenommen und führe zu deren Rückgang. Diese These des Bündner Fischereiverbandes sorgte Anfang 2021 für Schlagzeilen.
Eine vom «K-Tipp» in Auftrag gegebene chemische Stichprobe stützte die These. Das Konsumentenmagazin fand besorgniserregende Konzentrationen an Perfluoroctansäure (PFOA) in einem Drittel der untersuchten Fische.
Der Verdacht lag nahe, die Fluorverbindung stamme aus dem Wachs für den Langlauf. Die Loipen werden im Oberengadin direkt auf den zugefrorenen Seen gespurt. Und mit dem Engadin Skimarathon wird ein Volkslauf mit Tausenden Teilnehmenden auf dem Eis durchgeführt.
Konzentration tiefer als in anderen Schweizer Seen
Der Kanton reagierte und untersuchte Wasser und Fische auf PFOA und andere per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Dabei wurden in der Hälfte der untersuchten Fische zwar Spuren dieser Fluorverbindungen gefunden. Die Konzentrationen waren aber wesentlich geringer, als bei Fischen im Bodensee, Genfersee und Lago Maggiore. Das Oberengadiner Wasser selbst wies Konzentrationen in der gleichen Grössenordnung auf wie andere Schweizer Seen.
Der Langlauf führe zwar zu PFAS-Einträgen in die Seen, erklärte Kantonschemiker Matthias Beckmann gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Einträge seien aber «sehr geringfügig» und «vernachlässigbar». «Ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Fischbestände und dem Einsatz von PFAS im Skiwachs dränge sich nicht auf», sagte er.
Fischverzehr gesundheitlich unbedenklich
Der gelegentliche Verzehr von Fischmuskelfleisch aus den Oberengadiner Seen stellt nach heutigem Kenntnisstand aus gesundheitlicher Sicht kein relevantes Risiko dar, lautet das Fazit des Kantons.
Inwieweit sich die chronische Belastung der Fische mit PFAS auf deren Entwicklung und Reproduktion auswirkt, könne zwar nicht beurteilt werden. «Akute toxikologische Effekte auf die Fische können aber ausgeschlossen werden», schrieb der Kanton in einer Mitteilung.
PFAS werden nicht nur für Skiwachs eingesetzt. Sie werden auch zur Herstellung von wasserabweisenden Outdoortextilien, fettabweisenden Papieren, Schmiermitteln oder Teflonpfannen verwendet. Die Fluorverbindungen kommen auch in Imprägniermitteln und im Löschschaum vor.
Es sind äusserst langlebige Stoffe, die in der Umwelt praktisch nicht abgebaut werden. Sie können weltweit nachgewiesen werden, da sie über die Luft verbreitet und mit dem Niederschlag auf den Boden gelangen können.