Psychiatrie Medikamententests: Roland Kuhn soll kein Ehrenbürger mehr sein

SDA

1.10.2019 - 14:06

Dem 2005 verstorbenen Psychiater Roland Kuhn soll nach Erkenntnissen über seine Medikamententests die Ehrenbürgerschaft aberkannt werden. Dies hat der Verein Fremdplatziert in einem Brief beantragt. In der Gemeinde Münsterlingen TG laufen dazu Abklärungen.

Man habe den Brief mit dem Antrag erhalten, bestätigte René Walther, Gemeindepräsident von Münsterlingen, gegenüber Keystone-SDA einen Bericht des Sonntagsblick. Der Verein Fremdplatziert, eine Interessenorganisation von Opfern administrativer Zwangsmassnahmen, verlangt im Schreiben, dass dem Psychiater Roland Kuhn die Ehrenbürgerschaft sofort entzogen wird.

Zu dieser Forderung gebe es im Moment verschiedene Fragen, sagte Walther. «Uns ist beispielsweise nicht einmal bekannt, dass es diese Ehrenbürgerschaft gibt.» Roland Kuhn soll die Auszeichnungen 1993 in Scherzingen erhalten haben, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Seit 1994 ist Scherzingen keine eigene Gemeinde mehr, sondern ein Ortsteil von Münsterlingen.

Für Ehrenbürgschaften sei die Gemeindeversammlung zuständig, erklärte der Gemeindepräsident. Ob eine Aberkennung überhaupt möglich sei, müsse geprüft werden. Man werde nun die offenen Punkte klären und danach dem Verein antworten, kündigte er an.

In der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen waren zwischen 1946 und 1980 an mindestens 3000 Patienten Medikamente getestet worden. Zentrale Figur war dabei der Arzt und Klinikdirektor Roland Kuhn (1912-2005). Ein Ende September veröffentlichter Forschungsbericht beleuchtete das dunkle Kapitel der Thurgauer Psychiatriegeschichte.

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