Berufsbildung Physiotherapeuten-Mangel in der Ostschweiz – fehlende Ausbildung

SDA

2.8.2019 - 09:02

Der Mangel an Physiotherapeutinnen und -therapeuten in der Ostschweiz ist nach dem St. Galler Kantonsrat auch Thema im Thurgauer Grossen Rat. Eine Lösung wäre ein Ausbildungsangebot an der neuen Ostschweizer Fachhochschule.

«Fachkräftemangel im Bereich Physiotherapie» lautet der Titel des Vorstosses, den die beiden Thurgauer SP-Parlamentarierinnen Barbara Dätwyler Weber und Edith Wohlfender-Oertig im Juni eingereicht haben.

Studierende aus dem Kanton Thurgau absolvierten die Ausbildung grossmehrheitlich in Zürich oder in Landquart, heisst es darin. Es sei naheliegend, dass sie meist auch in diesen Regionen Praktikumsplätze suchten. Die Thurgauer Regierung muss nun erklären, was sie zur Behebung des Mangels beitragen könnte.

Kaum Bewerbungen

Das gleiche Thema wurde bereits im St. Galler Kantonsrat behandelt. Bei Physiotherapeutinnen und -therapeuten sei der Fachkräftemangel eklatant und nehme eher noch zu, schrieb SP-Kantonsrätin Eva B. Keller in einem Vorstoss. Praxen im Linthgebiet müssten ihr Personal im Ausland rekrutieren, weil sich auf Stellenausschreibungen kaum jemand aus der Schweiz bewerbe.

Nachdem sie die Antwort der Regierung auf eine erste Interpellation nicht zufriedenstellte, doppelte die Parlamentarierin mit einem Postulat nach. Darin verlangte sie, die Regierung solle aufzeigen, ob und wie ein Studiengang Physiotherapie eingeführt werden könnte.

Die Regierung bestritt den Mangel nicht. Pro Jahr gebe es in der Schweiz einen Bedarf von 746 neu ausgebildeten Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, schrieb sie zum Postulat. Es würden aber nur 350 Abschlüsse pro Jahr gezählt.

Konkurrent Zürich

Eine Umfrage zeige, dass die Studierenden aus dem Kanton St. Gallen in der Regel in der Region blieben, wo sie ihr Praktikum absolvierten. Das sei oft im Kanton Zürich. Diese neuen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten fehlten dann im Kanton St. Gallen.

Auf das Postulat wollte die Regierung trotzdem nicht eintreten. Der Grund ist der bevorstehende Zusammenschluss der St. Galler Fachhochschule zu einer neuen Institution. Bildungschef Stefan Kölliker (SVP) führte in der Debatte aus, es seien momentan verschiedene neue Studiengänge in Planung. Darüber entscheiden werde aber der neue Hochschulrat, den man nicht vor vollendete Tatsachen stellen wolle.

Vorbereitungen bereits starten

Damit stiess er auf Verständnis. Eva B. Keller zog ihr Postulat zurück. Sie erklärte in ihrem Votum fest, dass die Regierung die Notwendigkeit eines Studiengangs Physiotherapie bestätigt habe. Der jetzige Zeitpunkt sei aber wegen des Umbaus der Fachhochschulen ungünstig. Man solle trotzdem bereits mit den Vorbereitungsarbeiten beginnen, forderte sie.

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