KlimaschutzPreis für klimaneutrales Graubünden beträgt 1,8 Milliarden Franken
uj, sda
10.8.2021 - 13:26
Graubünden müsste knapp 1,8 Milliarden Franken aufwenden, um bis 2050 seine Treibhausgasemissionen auf «Netto Null» zu senken. Diese Kosten hat die Regierung im Aktionsplan «Green Deal für Graubünden» errechnet. Der Kanton will davon etwa zwei Drittel übernehmen.
uj, sda
10.08.2021, 13:26
10.08.2021, 16:32
SDA
Der Aktionsplan wurde auf einen Auftrag aus dem Parlament hin ausgearbeitet und am Dienstag in Chur den Medien vorgestellt. Die Regierung zeigt darin auf, wie der Kanton das Netto-Null-Ziel erreichen könnte und zu welchen Kosten.
Viele Massnahmen seien bekannt und bewährt, erklärte Energiedirektor Jon Domenic Parolini (Mitte), «und jetzt haben wir ein Preisschild dafür.» Im Vordergrund stünden der Ersatz von fossilen Brennstoffen durch erneuerbare Energieträger und die Verbesserung der Energieeffizienz. Geschehen soll das «in allen Bereichen», also bei Industrie, Tourismus, Landwirtschaft, Verkehr und den Gebäuden.
In einem ersten Schritt wird das Kantonsparlament im Oktober über ein erstes Aktionspaket im Umfang von 67 Millionen Franken befinden. Damit sollen bestehende Massnahmen verstärkt werden, die rasch wirken und für deren Intensivierung es keine gesetzlichen Anpassungen braucht.
Abgaben, Steuern, Bundesbeiträge
Das Ziel der – viel grösseren – zweiten Etappe ist, Graubünden von den fossilen Energieträgern ganz wegzubringen. Der Kanton soll damit nach dem Willen der Exekutive einen Beitrag zur Erfüllung des Klimaübereinkommens von Paris leisten.
Für beide Etappen zusammen hat die Regierung einen Finanzierungsbedarf von 1,76 Milliarden Franken errechnet. Das Finanzierungsmodell sieht einen Kantonsanteil vor von 62 Prozent oder 1087 Millionen Franken. Der Bund müsste demnach weitere 437 Millionen Franken stemmen, Haushalte und Unternehmen 237 Millionen.
Die Exekutive schlägt die Schaffung eines Bündner Klimafonds vor. Geäufnet werden soll dieser aus der Finanzreserve des Kantons und mit diversen Abgaben auf Strom, Wohnen, Verkehr und Tourismus.
Angedacht sind aber auch zweckgebundene Steuererhöhungen. «Es müssen nur wenige Promille des privaten Haushaltsbudgets dafür aufgewendet werden», versicherte Regierungspräsident Mario Cavigelli (Mitte). Es sei aber klar, dass die Finanzierungsvorschläge vielerorts nicht auf Begeisterung stossen werden.
Klimaneutraler Tourismus
Der Grosse Rat wird zu den verschiedenen Vorschlägen und Ideen der Regierung vorerst nur Stellung nehmen und die Richtung vorgeben. Über die konkret ausgestaltete zweite Etappe wird das Parlament nach einer Vernehmlassung frühestens Ende 2023 entscheiden können.
Für viele von der Regierung vorgeschlagene Massnahmen muss eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden. Dazu gehören sowohl grössere Visionen, wie klimaneutrale Tourismusregionen, als auch scheinbar kleinere Verwaltungsvorgänge, etwa die Anpassung der Bauvorschriften für Ladestationen.
Weiter vorgeschlagen wird die Umstellung von Kantonsgebäuden auf erneuerbare Heizungen und die Installation von Solaranlagen an diesen Bauten. Im Verkehr denkt die Regierung an eine Ökologisierung der Motorfahrzeugsteuer und die Förderung neuer Antriebssysteme. Und sie will auch bei den Privatpersonen ansetzen, mit der Förderung von «grünem» Konsumverhalten und einer klimaschonenden Freizeitgestaltung.
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