Nach einer Studie über Medikamententests hat der Verein Fremdplatziert die Gemeinde Münsterlingen aufgefordert, dem Psychiater Roland Kuhn das Ehrenbürgerrecht abzuerkennen. Abklärungen zeigen nun, dass Ehrenbürgerschaften mit dem Tod erlöschen. Kuhn ist 2005 gestorben.
Der Widerruf einer Ehrenbürgerschaft sei bei verstorbenen Personen rechtlich nicht möglich, bestätigte René Walther, Gemeindepräsident von Münsterlingen, gegenüber Keystone-SDA einen Bericht von «Tagblatt Online» vom Mittwoch.
Der Verein Fremdplatziert, eine Interessenorganisation von Opfern administrativer Zwangsmassnahmen, hatte in einem Antrag verlangt, dass Roland Kuhn die Ehrenbürgerschaft entzogen wird. Die Gemeinde musste die Frage zuerst abklären.
Trotz der rechtlichen Ausgangslage ist das Thema für Münsterlingen aber noch nicht abgeschlossen: Der Antrag werde vom Gemeinderat beraten, und dann gebe es eine offizielle Antwort. «Wir suchen den Dialog mit dem Verein», so der Gemeindepräsident.
In der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen waren zwischen 1946 und 1980 an mindestens 3000 Patienten Medikamente getestet worden. Zentrale Figur war der Arzt und Klinikdirektor Roland Kuhn (1912-2005). Ein Ende September veröffentlichter Forschungsbericht beleuchtete das dunkle Kapitel der Thurgauer Psychiatriegeschichte.
Kuhn hatte die Ehrenbürgerschaft 1993 in Scherzingen erhalten, wo er bis zu seinem Tod 2005 wohnte. Seit 1994 ist Scherzingen keine eigene Gemeinde mehr, sondern ein Ortsteil von Münsterlingen.
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