Die Halbjahresbilanz der St. Galler Spitalverbunde schliesst zwar mit einen Gewinn von 1,6 Millionen Franken ab. Die Prognosen sind aber düster: Der Verlust der Spitalregion Fürstenland Toggenburg vergrössert sich dramatisch. Deshalb werden die Bauarbeiten am Spital Wattwil gestoppt.
Aufgrund der Prognosen bis Ende 2018 und dem Detailvergleich unter den vier Spitalverbunden hat der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde für die Spitalregion Fürstenland Toggenburg ein Sanierungsprojekt lanciert. Beim Bauprojekt für das Spital Wattwil wird eine Denkpause eingelegt, heisst es in der Mitteilung des Verwaltungsrats vom Donnerstag.
Die erste Etappe ist bereits in Betrieb und die zweite wird demnächst begonnen. "Bei den letzten beiden Etappen wird ein Unterbruch eingeschaltet", sagte Verwaltungsrats-Vizepräsident Bruno Urban Glaus gegenüber Keystone-SDA.
Bislang sind am Spitalstandort Wattwil 53 von 85 Mio. Franken verbaut worden. Für die zweite Etappe wurden Aufträge für 16 Mio. Franken vergeben. "Statt der geplanten zwei Operationssäle wird es nur einen geben", so Glaus.
Kantonsspital übertrifft Prognosen
Bei zwei der vier Spitalverbunde (Kantonsspital St. Gallen und Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland) fällt die Halbjahresbilanz besser aus als im Budget angenommen. Dies sei auf Einmaleffekte zurückzuführen, heisst es im Communiqué weiter.
Das Kantonsspital St. Gallen hat die Prognosen übertroffen und schreibt zurzeit schwarze Zahlen. Die durchschnittliche Schwere der behandelten Fälle etwa stieg gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent. "Das ist ein externer Faktor, der nicht beeinflusst werden kann", sagte Glaus.
Eigenkapital bald aufgebraucht
Bei der Spitalregion Fürstenland Toggenburg schlägt das Pegel genau in die andere Richtung aus: Bei den Patienten gab es gegenüber dem Budget ein Minus von 8,6 Prozent. Zusammen mit der tieferen Fallschwere habe dies zu einem Verlust geführt, der sich rasch vergrösserte, so Glaus. Per Ende Juni steht der Spitalverbund mit 4 Mio. Franken im Minus.
Ohne drastische Einschnitte werde das Eigenkapital ab den Jahren 2020/2021 aufgebraucht sein, schreibt der Verwaltungsrat. Die betrieblichen Sofortmassnahmen sollen mit dem laufenden Projekt "Weiterentwicklung der Strategie der St. Galler Spitalverbunde: Leistungs- und Strukturentwicklung" abgestimmt werden.
Schliessung von stationären Abteilungen
Die Spitalstrategie ist Sache des Lenkungsausschusses, der aus Mitgliedern der Regierung und des Verwaltungsrats besteht. Sobald definitive Ergebnisse aus den Strategieprojekten vorlägen, könne eine ganzheitliche Neubeurteilung stattfinden, sagte Glaus.
Wegen eines strukturellen Defizits von 70 Mio. Franken schlug der Verwaltungsrat der Spitalverbunde im Juni die Schliessung der stationären Abteilungen der fünf Landspitäler in Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach vor.
Die neun Akutspitäler des Kantons St. Gallen sind seit 2003 in vier Spitalverbunde zusammengefasst. Hauptziel dieser Organisation ist eine flächendeckende Grundversorgung zu angemessenen Kosten zu ermöglichen und den kantonalen Leistungsauftrag zu erfüllen.
2014 stimmte das Volk einem Generationenprojekt zu. Für 930 Mio. Franken wurden Neubauten oder Sanierungen für das Kantonsspital St. Gallen, das Kinderspital sowie die Regionalspitäler Linth, Wattwil, Altstätten und Grabs bewilligt.
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