Wegen der Trockenheit sollen Landwirte künftig mehr Spielraum erhalten, etwa beim Schnittzeitpunkt. Dies wird in einem Vorstoss verlangt. Die St. Galler Regierung verweist auf die bewilligten Ausnahmen und kritisiert indirekt Appenzell Ausserrhoden.
Die Folgen der anhaltenden Trockenheit im Sommer führten zu diversen Vorstössen im Kantonsrat. Dabei ist eine Interpellation, gemeinsam eingereicht von Vertretern von CVP, FDP und SVP, in der es um praktische Probleme in der Landwirtschaft geht: Um den Zeitpunkt, ab dem auf einem geschützten Moor Heu geerntet werden kann und um die Beweidung von Wiesen, die nicht intensiv genutzt werden dürfen.
Die Landwirte waren im Sommer unter Druck, weil sie wegen der Trockenheit teilweise über zu wenig Futter für ihre Tiere verfügten. Sie suchten nach Alternativen: Auf Mooren und Streuflächen darf aber grundsätzlich erst ab September gemäht werden. Und auf nur extensiv bewirtschafteten Flächen, für die es Direktzahlungen gibt, sollten Tiere nur für kurze Zeit weiden.
Der Kanton reagierte auf die Situation und ermöglichte wegen der prekären Situation Ausnahmen. Im Vorstoss wird nun gefordert, dass die Landwirte dauerhaft mehr Spielraum erhalten sollen.
Kritik an Ausserrhoden
Die Antwort der Regierung zeigt die Regulierungsdichte in der Landwirtschaft, belegt aber auch Unterschiede zwischen den Kantonen. So verzichtet Appenzell Ausserrhoden - offenbar als einziger Kanton - bei Mooren auf die Festlegung des Schnittzeitpunkts.
Bei den St. Galler Bäuerinnen und Bauern an der Kantonsgrenze provoziere "diese schwer nachvollziehbare und aus Sicht des Moorschutzes problematische Regelung" regelmässig negative Reaktionen, schreibt dazu die St. Galler Regierung.
Flachmoore besichtigt
Im Kanton St. Gallen wurde der Schnittzeitpunkt wegen der anhaltenden Trockenheit im Sommer zwar vorverlegt, aber erst nachdem eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Bauernverbandes, der Gemeinden und des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei mehrere Flachmoore im Kanton besucht hatten.
Vor Ort stellten sie fest, dass die Vegetationsentwicklung weiter fortgeschritten sei als üblich. Zudem war trockenes Wetter angekündigt. Das Resultat: Der Schnittzeitpunkt für Flachmoore wurde um fünf Tage vorverlegt.
Verlangte Flexibilisierungen, etwa bei den Vorschriften für die Düngung, lehnt die Regierung ab und beruft sich dabei auf die aktuelle Forschung: Eine Studie der Hochschule für Agrar- Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Bern von 2018 zeige, dass eine zusätzliche Düngung in trockenen Zeiten sogar kontraproduktiv sei.
Schutz der Biodiversität
Früher seien keine Vorschriften notwendig gewesen, weil Wiesen und Moore generell sehr spät gemäht wurden, begründete die Regierung die Regulierungen. Heute sei die Situation grundlegend anders: Ohne Vorschriften würde viel früher gemäht und stärker gedüngt werden. Weil eine intensive Nutzung von Wiesen und Mooren nachweislich zu einem Verlust der Biodiversität führe, habe der Bund fixe Schnittzeitpunkte eingeführt und die Düngung reguliert.
Zurück zur Startseite