Standortpolitik St. Galler Regionen entwickeln sich unterschiedlich

ka, sda

22.12.2022 - 15:16

Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) des Bundes wird die Entwicklung im ländlichen Raum gefördert. Basis dafür sind Statistiken mit Vergleichen der einzelnen Regionen. (Symbolbild)
Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) des Bundes wird die Entwicklung im ländlichen Raum gefördert. Basis dafür sind Statistiken mit Vergleichen der einzelnen Regionen. (Symbolbild)
Keystone

Im Kanton St. Gallen ist ein Bericht über die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Regionen seit 2018 veröffentlicht worden. Das Ergebnis ermöglicht vor allem Vergleiche. Die Gründe für die Unterschiede – wie etwa die Nähe zur Wirtschaftsmetropole Zürich – werden nicht ausgeführt.

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Für die umfassende Analyse der Gebiete des Kantons war die Fachstelle für Statistik verantwortlich. Es geht darin um Faktoren wie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die Steuerkraft, die Demografie oder die Bautätigkeit. Insgesamt sind es 33 Indikatoren.

Eines der Themen ist der Binnenwanderungssaldo. Massgebend dafür sind die Zuzüge aus Gebieten ausserhalb des Kantons, minus die Wegzüge in andere Gegenden der Schweiz. 2021 wies einzig die Regio St. Gallen einen leicht negativen Wanderungssaldo auf. Das bedeutet, dass mehr Personen weg- als zugezogen sind.

In allen anderen Regionen gab es eine Zunahme. Für die Regio Wil steht in der Statistik ein Plus von 1,4 Personen, für die Region ZürichseeLinth eines von 8 Personen je 1000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Blickt man bis 2018 zurück, dann konnten die Regionen ZürichseeLinth, Regio Wil und das St. Galler Rheintal stets einen positiven Saldo vorweisen. In der Regio St. Gallen war der Saldo über den gesamten Beobachtungszeitraum hin negativ, im Toggenburg nur in den letzten beiden Jahren positiv.

Bemerkenswertes Ergebnis

Diese Statistik ist Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner (FDP) aufgefallen. Es sei «ein bemerkenswertes Ergebnis», dass die meisten Regionen mittlerweile das zweite Jahr in Folge steigende Zuwanderungsgewinne verzeichnet hätten, schrieb er im Vorwort zum Bericht. «Ich werte das als Signal, dass es diesen Regionen gelungen ist, ihre Attraktivität als Wirtschafts- und Wohnstandort zu steigern».

Seit 2008 unterstützen Bund und Kantone mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) das Berggebiet, den weiteren ländlichen Raum und die Grenzregionen in ihrer regionalwirtschaftlichen Entwicklung.

Die Statistiken sind die Grundlage für die konkreten Umsetzungsprogramme. Diese könnten alle vier Jahre beim Bund eingereicht werden, der sich an den Kosten beteilige, erklärte Karin Jung, Leiterin des Amtes für Wirtschaft und Arbeit, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mit den Resultaten im Bericht sind deshalb zwar innerkantonale Vergleiche möglich. Die Gründe für all dieses Entwicklungen sind darin aber kein Thema. So ist die Wirkung der Wirtschaftsmetropole Zürich mit den geografischen Vorteilen für das Linthgebiet oder für die Region bis Wil aus den Statistiken nur indirekt ersichtlich. Stattdessen ist zu erfahren, dass die Steuerkraft der Region ZürichseeLinth rund 70 Prozent höher liegt als im Toggenburg.

Hohe Bauinvestitionen im Toggenburg

Unter den vielen Zahlen fällt ein Ergebnis auf. Es geht um die Bauinvestitionen pro Kopf, die in der Region Toggenburg zum fünften aufeinanderfolgenden Jahr am höchsten waren.

Was ist der Grund? Zum einen hätten sich die kantonalen Investitionen zuletzt etwa für die Umfahrungsstrasse Wattwil ausgewirkt, erklärte auf Anfrage Daniel Blatter, Geschäftsführer der Region Toggenburg. In den letzten fünf Jahren seien aber auch mehrere Hundert Mehrfamilienhäuser gebaut worden: In Nesslau, Lichtensteig, Wattwil oder auch in Hemberg.

Der ländliche Raum sei als Wohnform beliebter geworden, stellt er fest. Es gebe dort mehr Platz, dies sei während der Corona-Zeit wichtig geworden. Der allgemeine Siedlungsdruck wirke sich zudem auch im Toggenburg aus. Ein weiterer Grund sei die bessere Anbindung an Zentren wie Zürich mit dem öffentlichen Verkehr: Von Wattwil aus erreiche man über Rapperswil-Jona in 63 Minuten den Zürcher Hauptbahnhof, illustrierte Blatter die Entwicklung.