Grosser Rat TG Thurgauer Pflegeheime müssen Sterbehilfe nicht zulassen

sime, sda

20.3.2024 - 16:47

Für den Freitod nehmen Sterbewillige das Schlafmittel Pentobarbital ein.
Für den Freitod nehmen Sterbewillige das Schlafmittel Pentobarbital ein.
Keystone

Die Thurgauer Pflegeheime werden nicht verpflichtet, begleiteten Freitod in ihren Räumen zuzulassen. Der Grosse Rat lehnte am Mittwoch einen entsprechenden Vorstoss ab.

Keystone-SDA, sime, sda

Die Parlamentarische Initiative verlangte, dass jene Pflegeinstitutionen, die mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, assistierten Suizid zulassen müssen. Sie zielte auf eine Änderung des kantonalen Gesundheitsgesetzes.

Im Thurgau ist es aktuell den Pflegeeinrichtungen beziehungsweise den Heimleitungen selber überlassen, ob sie Sterbehilfe in ihren Räumen tolerieren. In rund der Hälfte der Pflegeinstitutionen im Kanton haben Sterbehilfeorganisationen grundsätzlich Hausverbot.

Parlament hält an bestehender Situation fest

Die Mehrheit des Parlaments lehnte den Vorstoss ab. Zahlreiche Rednerinnen und Redner strichen hervor, dass die Pflegeeinrichtung von den Betroffenen vor dem Eintritt selber gewählt werden könne. Dadurch sei eine Wahlfreiheit gewährleistet. Ausserdem wurden moralische Bedenken geäussert, die Heime zu verpflichten, Sterbeorganisationen den Zutritt zu gewähren.

Im Weiteren wurde die Befürchtung geäussert, dass sich eine solche Verpflichtung schliesslich auf andere Institutionen wie Spitäler oder etwa Gefängnisse ausweiten könnte.

Auch der Heimverband Curaviva, die Spital Thurgau AG und die beiden Landeskirchen lehnten das Anliegen im Vorfeld der Parlamentssitzung ab. Die Thurgauer Regierung hielt ebenfalls an der bisherigen Regelung fest. In der Diskussion im Rat zeigte sich, dass diese Frage innerhalb der Parteien kontrovers beurteilt wurde.

Hausverbot für Sterbehilfeorganisationen

Die im Vorstoss vorgeschlagene Änderung des kantonalen Gesetzes über das Gesundheitswesen orientierte sich gemäss den Initianten an Kantonen wie Neuenburg, Wallis oder Solothurn. Dort seien die Pflegeinstitutionen verpflichtet, «die Freiheit der in ihrer Obhut lebenden Menschen nicht zu behindern».