Denkmalschutz Umstrittene Unterschutzstellung der Kirche in Schiers GR

SDA

11.6.2020 - 11:18

Die Bündner Regierung hat die im 16. Jahrhundert erbaute reformierte Kirche St. Johann in Schiers im Prättigau unter Denkmalschutz gestellt. Ausgerechnet der Heimatschutz, der den Schutz beantragte, hat nun ein Problem damit.

Ausgenommen vom Schutz ist die 1928 erbaute Innenraum-Ausstattung mit der Orgel als zentralem Element. Bei einer Unterschutzstellung könnte die Evangelische Kirchgemeinde die Kirche laut Regierungsangaben nicht wie geplant renovieren, und eine zeitgemässe Nutzung wäre nicht möglich.

Die Regierung ist deshalb zum Schluss gekommen, dass das Nutzungsinteresse höher zu gewichten sei als das Interesse an der Erhaltung und dem Schutz, wie sie am Donnerstag mitteilte. Deshalb wurde die Innenraum-Ausstattung vom Schutz ausgenommen.

Das Problem des Heimatschutzes

Damit hat allerdings der Bündner Heimatschutz Problem, der vor einem Jahr um die Unterschutzstellung der Kirche ersuchte. Die Regierung habe es verpasst, ihre verfassungsmässig festgeschriebene kulturelle Verantwortung zu übernehmen, hiess es in einer am Donnerstag verschickten Stellungnahme.

Der Kunsthistoriker Leza Dosch stellte laut Heimatschutz in einem Gutachten fest, dass die Innenraum-Gestaltung ein bedeutendes Beispiel eines fast vollständig original erhaltenen Raum-Ensembles der Reformarchitektur sei. Mithin sei der Innenraum das bedeutendste Beispiel einer Reformarchitektur im protestantischen Kirchenbau Graubündens überhaupt.

Die Regierung habe sich gegen den Rat der Fachleute entschieden, schrieb der Heimatschutz weiter und führte an: Das Denkmal könne nun zerstört werden, wenn die Kirchgemeinde das wolle. Der Heimatschutz zeigte sich überzeugt, dass sich die Kirche auch unter Wahrung der kulturellen Werte zeitgemäss weiter nutzen liesse.

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