Auto-«Poser» Viele PS, röhrende Auspuffe – «Poser» als öffentliches Ärgernis

SDA

3.6.2020 - 15:56

«Poser» – junge Autofahrer stellen ihre meist geleasten, PS-starken Boliden zur Schau und lassen die Auspuffe röhren. Solches Protzgehabe ist während der Coronakrise vielerorts zum Ärgernis geworden. Die Polizei hat ihre Kontrollen verstärkt.

So zeigte die St. Galler Kantonspolizei im Mai bei drei Schwerpunkteinsätzen insgesamt rund 50 «Poser» an. Elf Fahrzeuge wurden wegen unerlaubter technischer Veränderungen stillgelegt. An den Autos fehlten zum Teil Schalldämpfer oder Katalysatoren. Auspuffrohre wurden durchgesägt, um mehr Lärm zu machen.

Laut Polizeisprecher Hanspeter Krüsi ist das Phänomen der «Poser» nicht neu. Die «Auto-Plagöri» wurden aber seit April verstärkt wahrgenommen, die Polizei erhielt immer wieder Reklamationen. Das lag zum Teil am schönen Wetter, aber auch an den eingeschränkten Freizeitangeboten, wie Krüsi vermutet.

Imponiergehabe

«Poser» treten «über all dort auf, wo man auf sich aufmerksam machen kann». Hotspots sind etwa Rorschach, Wil, Gossau, Heerbrugg, Rapperswil oder Wattwil. Der typische Auto-«Poser» ist zwischen 19 und 30 Jahre alt – «vom Lehrling bis zum Bankangestellten», wie der Polizeisprecher sagt. Die meisten Fahrzeuge seien geleast, zum Teil gehörten sie auch dem Vater des Lenkers oder einer Firma.

Zum Teil würden «Poser» viel Geld in ihre Autos investieren. Im Gegensatz zur Tuning-Szene – dort werden in der Regel erlaubte technische Veränderungen an den Autos vorgenommen – stellten Polizei und Fahrzeugexperten in der «Poser»-Szene immer wieder illegale Praktiken fest.

In solchen Fällen werden die Autos oder Motorräder stillgelegt und die Kontrollschilder und Fahrzeugausweise eingezogen. Die Besitzer müssen danach ihr Fahrzeug abholen lassen, technisch in Ordnung bringen und der Motorfahrzeugkontrolle vorführen.

Vorstoss im Kantonsrat

Die «Poser» sind auch im St. Galler Kantonsrat ein Thema: Rorschachs Stadtpräsident Robert Raths (FDP) und Goldachs Gemeindepräsident Dominik Gemperli (CVP) reichten am Dienstag gemeinsam die Interpellation «Stopp den Autoposern» ein. «Poser» liessen sich durch Polizeikontrollen nicht beeindrucken, heisst es darin.

«Im Gegenteil: Bewusst werden weiterhin Strassenzüge mit Promenaden-Charakter zweckentfremdet, um die Fahrzeuge lautstark zu präsentieren», ärgern sich Raths und Gemperli im Vorstoss. Sie fordern unter anderem eine Möglichkeit, Strassen zeitweise zu sperren, um so die störenden Protz-Boliden fernzuhalten.

70 Anzeigen im Thurgau

Auch im Kanton Thurgau gingen bei der Polizei seit April immer wieder Meldungen aus der Bevölkerung wegen zu schnell fahrenden und zu lauten Fahrzeugen ein. Bei gezielten «Poser»-Kontrollen brachte die Kantonspolizei 70 Lenker zur Anzeige, deren Autos zu viel Lärm machten.

Zudem gab es knapp 30 Anzeigen wegen verbotener technischer Änderungen an Autos und Motorrädern, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch hiess. In vielen Fällen wurde die Auspuffanlage manipuliert. Zwei Fahrzeuge zog die Polizei wegen «lärmsteigernder Eingriffe» aus dem Verkehr.

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