Gewässer Zu viele Pestizide in St. Galler Bächen und Flüssen

SDA

18.8.2020 - 15:02

Mit einem speziellen Messgerät wurden 2019 über mehrere Monate vier St. Galler Bäche auf Mikroverunreinigungen untersucht.
Mit einem speziellen Messgerät wurden 2019 über mehrere Monate vier St. Galler Bäche auf Mikroverunreinigungen untersucht.
Source: Keystone-SDA

Viele Bäche und kleinere Flüsse im Kanton St. Gallen sind in einem schlechten Zustand. Verbessert hat sich zwar der Zutrag von Nährstoffen und Nitraten. Dafür sind Pestizide zum Problem geworden. Das kantonale Amt für Wasser und Energie setzt auf Sensibilisierung.

Die vielen kleinen und grösseren Bäche machen dreiviertel des Fliesswassernetzes im Kanton St. Gallen aus. Viele sind stark verbaut, liegen in einem intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet, fliessen neben grossen Siedlungen oder müssen den Staub und Dreck von Strassen aufnehmen.

2019 hat das kantonale Amt für Wasser und Energie (AWE) vier Bäche auf Mikroverunreinigungen untersucht. Gesucht wurde nach Rückständen von Pestiziden, Medikamenten oder Industriechemikalien. An einem dieser Bäche, dem Albertswilerbach am Rande von Gossau, wurden am Dienstag die Medien über die Ergebnisse informiert.

In allen Bächen zeigte sich danach für Gewässerorganismen ein sehr hohes Risiko. Im Wasser konnten 72 Spurenstoffe nachgewiesen werden. Zehn davon überschritten die Grenzwerte. Einer davon ist ein Stoff, der in der Galvanik eingesetzt wird, die anderen neun sind Pestizide. Arzneirückstände wurden hingegen keine gefunden.

Ein Fingerhut genügt

Es genügten kleine Mengen – ein Fingerhut voll – eines Insektizids, um einen Bach messbar zu belasten, sagte Michael Eugster, Leiter des Amtes für Wasser und Energie (AWE). Zu den Verursachern können deshalb auch Hobbygärtner gehören, die Pflanzenschutzmittel einsetzen.

Im Blickpunkt stehen aber vor allem die Landwirte. Es gehe darum, mit ihnen das Gespräch zu suchen und sie zu sensibilisieren, hiess es an der Medienorientierung. Der Handlungsbedarf sei gross. Es zeichneten sich aber auch erste Erfolge der Messkampagne ab.

«Wir sind bereit, unsere Aufgaben zu machen», sagte Peter Nüesch, Präsident des St. Galler Bauernverbandes. Die Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel habe um 30 Prozent reduziert werden können. Ganz ohne gehe es in der Landwirtschaftsproduktion aber nicht, stellte er fest. Oft müsse vor allem die Handhabe verbessert werden.

Thema ist deshalb etwa die Entwässerung von Bauernhöfen. An dem Ort, an dem jeweils die Spritze nach dem Versprühen gereinigt wird, muss es einen Schacht geben, der an die Abwasserkanalisation angeschlossen ist, damit das Schmutzwasser nicht in einen nahen Bach gelangt.

Betriebsabläufe ändern

Manchmal ist es auch notwendig, gewohnte Abläufe zu verändern. In einem Fall habe ein Landwirt die Spritze für das Pflanzenschutzmittel jeweils nach oben gedreht, wenn er über eine Brücke fuhr. Damit sei die Belastung des Bachs darunter spürbar reduziert worden, hiess es an der Medienorientierung.

Es gibt auch positive Entwicklungen: In den letzten Jahren habe sich die Belastung durch Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor sowie von Nitraten in kleinen und grösseren Gewässern verbessert, sagte Vera Leib, Leiterin der Abteilung Gewässerqualität im AWE. Die Kläranlagen machten einen guten Job.

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