ZürichDas Interesse an Abstimmungen war früher auch nicht grösser
fn, sda
13.7.2022 - 11:00
Das Interesse an Abstimmungen war auch in vergangenen Jahrzehnten nicht immer riesig. Im Bild der erste Urnengang in Zürich, bei dem Frauen mitbestimmen durften. (Archiv)
Keystone
Das Interesse an Abstimmungen war früher auch nicht grösser als heute. Dies zeigt eine Auswertung der eidgenössischen und kantonalen Abstimmungsbeteiligung der Zürcher und später auch der Zürcherinnen seit dem Jahr 1945.
Keystone-SDA, fn, sda
13.07.2022, 11:00
SDA
In den 1950er-Jahren machten die Zürcher, Frauen durften bekanntlich noch nicht abstimmen, noch relativ fleissig bei Urnengängen mit. Vor allem bei den Bundesvorlagen war das Interesse vergleichsweise gross: 62 Prozent der Zürcher gingen im Schnitt jeweils an die Urne.
Bereits das Jahrzehnt darauf war dann aber von einem starken Abwärtstrend geprägt, wie die Statistik zeigt, die am Mittwoch publiziert wurde. In den 1970er-Jahren sank die Stimmbeteiligung auf nur noch 45 Prozent. Heute ist sie bei nationalen Vorlagen mit 47 Prozent sogar leicht höher. Das Interesse an Politik ist also nicht stetig gesunken, wie oftmals kritisiert wird.
Frauen machten weniger mit als Männer
Die Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 führte nicht zu höherer Stimmbeteiligung, im Gegenteil. Die Zürcherinnen gingen trotz jahrelangem Kampf ums Frauenstimmrecht offenbar seltener an die Urne als ihre Männer. Die Stimmbeteiligung sank, weil sich die Zahl der Stimmberechtigten auf einen Schlag verdoppelte.
Bei kantonalen Vorlagen war das Interesse allerdings schon immer tiefer als bei nationalen Vorlagen. Von Mitte der 1970er- bis in die 1990er-Jahre lag die Stimmbeteiligung bei kantonalen Vorlagen im Schnitt unter 30 Prozent. Dies lag aber auch daran, dass der kantonale Abstimmungskalender damals überfrachtet war.
Kein Interesse an unbestrittenen Vorlagen
Zu Beginn der 1990er-Jahre kamen im Schnitt pro Jahr über 17 kantonale Vorlagen an die Urne. Meist handelte es sich um obligatorische Referenden und unbestrittene Vorlagen, welche die Zürcherinnen und Zürcher kaum interessierten.
Mit der Einführung des fakultativen Referendums im Jahr 1998 ging die Zahl der kantonalen Abstimmungsvorlagen deutlich zurück, das Interesse an den Vorlagen stieg wieder etwas. Die Beteiligung liegt heute bei durchschnittlich 34 Prozent. Höher ist sie meistens nur dann, wenn es eine eidgenössische «Lead-Vorlage» gibt, die stark mobilisiert.
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