Nach Telefon-TerrorZürcher Lehrerin geht nun rechtlich gegen Glarner vor
SDA
5.6.2019 - 16:33
Der Facebook-Post, mit dem SVP-Nationalrat Andreas Glarner eine Stadtzürcher Lehrerin diffamierte, hat ein Nachspiel: Die Lehrerin wird rechtlich gegen den Aargauer vorgehen.
Eine Sprecherin des Stadtzürcher Schulamts bestätigte am Mittwoch eine entsprechende Meldung des Nachrichtenportals watson. Welche Schritte die Lehrerin genau unternehmen werde, sei noch offen. Dass sie gegen Glarner vorgehe, sei jedoch klar.
Die Lehrerin hatte Eltern in einen Brief geschrieben, dass muslimische Schüler wegen Bayram, dem Ende des Ramadans, keinen Jokertag einziehen müssten. Es brauche aber eine Bestätigung per E-Mail oder SMS von den Eltern.
Mit Anrufen überschwemmt
Glarner veröffentlichte diesen Brief auf seinem Facebook-Profil, inklusive Name und Telefonnummer der Lehrerin. «Vielleicht möchte jemand der Lehrerin mitteilen, was man davon hält», schrieb er dazu.
Inzwischen machte der SVP-Politiker die Handynummer und den Namen zwar unkenntlich, doch die Lehrerin und die Schule wurden bereits mit Anrufen und E-Mails empörter Bürger überschwemmt.
Glarners Verhalten ist für die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) inakzeptabel. Sie sicherte der Lehrerin Unterstützung bei den rechtlichen Schritten gegen den Aargauer zu.
Diese Lehrerin habe sich korrekt verhalten, hält Steiner in einer Stellungnahme fest. Die Dispensation aus religiösen Gründen habe im Kanton Zürich eine lange Tradition und sei rechtlich klar geregelt.
Früher waren es in erster Linie katholische und jüdische Kinder, die im reformierten Zürich an gewissen Feiertagen frei erhielten. Heute können Kinder aller Religionen an einzelnen Tagen dispensiert werden, wenn ihre Glaubensgemeinschaft einen hohen Feiertag begeht.
Kein politischer Anstand
Steiner wirft Nationalrat Glarner vor, dass er jeglichen politischen Anstand vermissen lasse und die persönliche Integrität der Lehrperson verletze.
Auch der Stadtzürcher Schulvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) zeigte sich in einer Mitteilung befremdet über das Verhalten des Politikers. Der Angriff auf die engagierte Lehrerin sei nicht nur ungerechtfertigt, sondern auch unhaltbar.
Von einem Politiker müsse man erwarten können, dass er sich der Wirkung eines solchen Posts bewusst sei, schreibt Leutenegger. In diesem Fall sei eine korrekt handelnde Lehrerin an die Öffentlichkeit gezerrt und Belästigungen ausgesetzt worden.
Leutenegger betont, dass das Schul- und Sportdepartement voll und ganz hinter der Lehrerin steht und ihr jede Unterstützung zusichert.
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