Dietikon ZH Hobbybrauerin nach Twitter-Hilferuf mit Anfragen überschwemmt

Von Gil Bieler

23.1.2020

Salome Baumann und ihr Partner brauen in Dietikon ihr eigenes Bier. 
Salome Baumann und ihr Partner brauen in Dietikon ihr eigenes Bier. 
Bild: Facebook 

Soziale Medien werden ihrem Namen manchmal wirklich gerecht: Die Inhaberin der Kleinstbrauerei The Darkwolf aus Dietikon wollte auf Twitter bloss ihren Frust abladen – und wurde vom positiven Echo überwältigt.

Ein Tag hat nur 24 Stunden, und Salome Baumann und ihr Partner nutzen seit ein paar Jahren jede davon aus: Die Dietiker arbeiten beide als Informatiker und brauen nebenberuflich ihr eigenes Bier. 2002 begannen sie mit diesem Hobby in ihrer Küche, seit 2014 ist ihre Darkwolf Brewery offiziell als Brauerei registriert. Doch obwohl sie viel Zeit und Energie in das Projekt stecken, nahm das Geschäft nie genügend Fahrt auf. Verzweiflung machte sich breit.

«Ich habe eine Kleinstbrauerei und kämpfe um deren Überleben», schrieb Salome Baumann am 18. Januar auf Twitter. «Stossgebet um jede einzelne Flasche. Tägliches rechnen, ob es für die nächste Miete reicht.» Und weiter: «Alles was ich will, ist die Leute auszahlen, die mir ein Darlehen gaben. Alles Freunde, keine Bank.»

Sie habe sich keine Hoffnungen gemacht, sagt die Brauerin. Doch als sie am nächsten Tag die App geöffnet habe, habe sie ihren Augen nicht getraut: Ihr Tweet hatte sich in Windeseile verbreitet. Über 3'300 Twitter-Nutzer haben mittlerweile den «Gefällt mir»-Button betätigt, mehr als 860 haben die Nachricht weitergeleitet.

Auch Nutzer in Deutschland und Österreich wurden auf die Darkwolf Brewery aufmerksam und erkundeten sich, wo man denn deren Bier bekommen könne. Unter den bestärkenden Rückmeldungen auf Twitter finden sich auch erfrischend humorige: 

Nie hätte sie mit solch einem Echo gerechnet, beteuert Baumann. «Als ich die Rechnungen gesehen hatte, die sich stapeln, musste ich mich einfach einmal auskotzen, mehr nicht.» Man glaubt ihr das sogar – denn all die eingegangenen Anfragen und Bestellungen hätten sie «überrascht, aber auch völlig überfordert».



Wie verkauft man Bier ins Ausland?

Über 50 Anfragen seien eingegangen, sagt Baumann, aus der Schweiz und Österreich, die meisten aber aus Deutschland. Nun müssten sie und ihr Partner erst einmal abklären, wie und ob sie ihr Bier ins benachbarte Ausland verkaufen können. «Wir müssen abklären, was möglich ist – und was auch nachhaltig ist.» Sprich: Welche Kunden könnten mehrmals bestellen? Eines immerhin sei klar: Alle Schweizer Interessenten sollen zu ihrem Bier kommen.



Weshalb wurde der Hilfeschrei denn überhaupt nötig? Die Brauerei sei zwar kostendeckend, sagt Baumann, aber ein Polster anlegen hätten sie nicht können. Und da sie nun aus vertriebstechnischen Überlegungen von 5-Deziliter-Flaschen auf 3-Deziliter-Flaschen umstellten, seien einige ausserordentliche Investitionen notwendig geworden.

Ein neuer Abfüller für 40'000 Franken musste her, neue Flaschen, Kartons und Etiketten. Für die Kleinstbrauerei mit einem jährlichen Ausstoss von rund 10'000 Litern drohte das zu viel zu werden.

Ob die Darkwolf Brewery nun finanziell über den Berg ist, weiss Baumann noch nicht. Aber eines ist klar: Mehr freie Zeit werden sie und ihr Partner in nächster Zeit definitiv nicht haben.

Galerie: Das WEF von A bis Z

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