Ein überparteiliches Komitee von SP, Grünen, EVP, GLP sowie Tierschutz- und Hundeorganisationen warnt vor der Abschaffung der obligatorischen Hundekurse im Kanton Zürich. Die Zahl der Bissvorfälle mit "grossen und massigen Hunden" habe dank dieser Kurse abgenommen.
Die Argumente der bürgerlichen Hundekurs-Abschaffer im Zürcher Parlament waren zahlreich: Die Qualität der Kurse sei schlecht, schwarze Schafe würden diese Kurse ohnehin nicht besuchen oder nicht zuhören, und die Zahl der Beissunfälle habe gar nicht abgenommen.
Die bürgerliche Kantonsratsmehrheit entschied deshalb im vergangenen Jahr, die Kurse komplett zu streichen. Bisher mussten Halter von "grossen und massigen" Hunden 14 Lektionen Ausbildung besuchen. Als "gross und massig" gilt ein Vierbeiner ab einer Schulterhöhe von 45 Zentimetern und ab einem Gewicht von 15 Kilogramm.
Eine Ratsminderheit aus SP, Grünen, EVP und GLP will diese Kurse aber keinesfalls streichen und ergriff das Behördenreferendum. Zusammen mit Tierschutz- und Hundeorganisationen bilden diese Parteien nun das Komitee "Nein zur Änderung des Hundegesetzes".
Mehr Vorfälle mit kleinen Exemplaren
Die Zahl der Bissvorfälle habe nämlich durchaus abgenommen, sagte Isabel Bartal (SP) am Montag vor den Medien. Allerdings nur bei den "grossen und massigen" Hunden, deren Halter diese Kurse besuchen.
Dass die Gesamtzahlen seit einigen Jahren leicht steigen, liege an der zunehmenden Zahl von Bissvorfällen mit kleinen Exemplaren. Für eine weitere Abnahme brauche es also eher mehr Kurse als weniger. Jedes Jahr werden dem Veterinäramt etwa 600 Vorfälle gemeldet.
Dass nicht alle Hundehalter in den Kursen zuhören würden, lässt das Komitee nicht als Argument für die Abschaffung gelten. Das Strassenverkehrsgesetz werde ja auch nicht gestrichen, nur weil einige noch immer betrunken Auto fahren würden. Und die Schule werde nicht abgeschafft, nur weil bei einigen nichts hängenbleibe.
Für GLP-Kantonsrat Simon Schlauri ist vor allem störend, dass jedes Kindergartenkind heute lernen muss, wie man mit einem Hund umgeht. "Wir verstehen nicht, weshalb die Halter das nicht auch tun sollen."
Heinrich Brunner vom Zürcher Hundeverband erteilt selber Kurse und erschrickt immer wieder, "wie wenig einzelne Halter über ihre Tiere wissen". 80 Prozent der Leute seien übrigens durchaus motiviert. Schwierig sei es manchmal mit Landwirten, die wegen ihrer Hofhunde in den Kurs müssten. Doch ihre Unzufriedenheit lege sich irgendwann.
SP-Kantonsrat Rafael Steiner hat den Eindruck, dass es den Bürgerlichen bei der Abschaffung der Kurse nur darum ging, "aus Prinzip ein Gesetz abzuschaffen". Eine Mehrheit des Parlaments sei aus diesem Grund bereit, Hundebisse einfach hinzunehmen.
Der Regierungsrat hält ebenfalls nichts von der Kurs-Abschaffung und empfiehlt dem Volk deshalb ein Nein zur Gesetzesänderung. Er zeigt sich aber bereit, die Kurse zu überarbeiten. Lehnt das Volk die Streichung ab, sollen die Kurse künftig für alle Halter obligatorisch sein - also auch für jene von kleinen und giftigen Exemplaren, nicht mehr nur für Halter mit grossen Hunden.
Statt wie bisher 14 Lektionen sollen die Kurse dafür neu nur noch 8 Lektionen dauern. Davon sollen 6 praktische Ausbildung sein. Die restlichen zwei sollen Theorie vermitteln. Das Komitee, das sich gegen die Abschaffung wehrt, könnte auch mit dieser Variante leben.
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