AsylwesenUntersuchung entlastet Betreiber des Bundesasylzentrums Zürich
leph, sda
10.6.2022 - 11:14
Im Bundesasylzentrum Zürich gibt es gemäss einem Untersuchungsbericht keine systematischen Missstände, aber dennoch Verbesserungsbedarf. In Auftrag gegeben wurde dieser Bericht, nachdem im Frühling 2021 Vorwürfe gegen die Betreiber erhoben wurden.
Keystone-SDA, leph, sda
10.06.2022, 11:14
10.06.2022, 12:28
SDA
Der knapp 60-seitige Untersuchungsbericht enthalte keine Feststellungen, die auf systemische Mängel der Organisation hindeuten und damit wesentliche Anpassungen notwendig machen würden, teilte die Asyl-Organisation Zürich (AOZ) am Freitag mit. Der Bericht wurde an diesem Tag vollständig publiziert.
In einzelnen Punkten gibt es gemäss dem Bericht aber trotzdem Verbesserungspotenzial. So seien die Mitarbeitenden nur mangelhaft auf den Übergang vom Testbetrieb im Juch zum neuen Bundesasylzentrum (BAZ) Zürich vorbereitet worden.
«Stress und Unsicherheit»
Während im Juch ein lockeres Regime für die Bewohnerinnen und Bewohner geherrscht habe, seien die vom Bund vorgegebenen Rahmenbedingungen im neuen BAZ an der Duttweilerstrasse vergleichsweise restriktiv gewesen. Dies habe zu Stress und Unsicherheit bei Angestellten und Bewohnenden geführt.
Der Bericht empfiehlt deshalb, die Mitarbeitenden bei bevorstehenden Veränderungen stärker einzubeziehen. Nach für sie besonders belastenden Situationen, etwa wenn es unter den Bewohnern zu Gewalt kommt, sollen sie zudem stärker unterstützt werden.
Keine Gespräche mit Bewohnern geführt
Der Bericht zum BAZ Zürich wurde im Auftrag der AOZ vom Beratungsunternehmen Res Publica Consulting verfasst. Zu den Autorinnen gehört unter anderem die frühere Winterthurer SP-Stadträtin Yvonne Beutler.
Für die Erstellung des Berichts wurden 21 Gespräche mit aktuellen und früheren Mitarbeitenden des BAZ Zürich geführt – nicht jedoch mit Bewohnerinnen und Bewohnern.
Die AOZ ist im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) verantwortlich für die Betreuung von Asylsuchenden in den Asylregionen Ostschweiz, Zürich sowie Tessin und Zentralschweiz.
14 Sicherheitsleute suspendiert
Die Vorwürfe, die Anfang Mai 2021 über die Medien publik wurden, waren happig: In den Bundesasylzentren sollen private Sicherheitsleute immer wieder Gewalt gegenüber Asylsuchenden angewendet haben. Die Rede war von Provokationen und Schlägen. Dabei sollen Asylsuchende auch verletzt worden sein.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) kündigte daraufhin eine externe Untersuchung an. 14 Sicherheitsleute wurden suspendiert. Die dokumentierten Vorfälle betrafen zwar nicht das Bundesasylzentrum in Zürich – dennoch wollte der Zürcher Stadtrat aktiv werden. Auch im BAZ Zürich soll es zu Spannungen und kritischen Situationen gekommen sein.
Die Vorwürfe gegenüber anderen BAZ hat das SEM ebenfalls extern untersuchen lassen. Alt-Bundesrichter Niklaus Oberholzer kam in seinem Bericht aber zum Schluss, dass in den BAZ nicht systematisch Gewalt angewendet werde.
Wie der Zürcher Stadtrat mitteilte, zieht er zwei Jahre nach Eröffnung des BAZ eine «grundsätzlich positive Bilanz». Trotz verschiedener Herausforderungen, vor allem in der Anfangsphase, sei der Stadtrat weiterhin überzeugt, dass Zürich ein richtiger und wichtiger Standort für ein BAZ sei.
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