Die Zürcher Religionsgemeinschaften haben gemäss einer neuen Studie zwar einen Anteil am gesellschaftlichen Zusammenhalt. Justizdirektion Jacqueline Fehr (SP) erinnerte die Gemeinschaften am Donnerstag aber auch daran, dass «die Gesetze für alle gelten».
Keystone-SDA, paja, sda
01.02.2024, 10:22
01.02.2024, 11:59
SDA
Fehr sprach vor den Medien die Missbrauchsstudie zur Katholischen Kirche an. «Die Resultate haben mich nicht überrascht, aber in dem Ausmass erschüttert», sagte sie und sprach vom «Elefanten im Raum».
Im vergangenen September wurde durch eine Studie der Universität Zürich bekannt, dass Priester und Ordensangehörige in der Schweiz seit 1950 mindestens 1000 Fälle von sexuellem Missbrauch begingen, wobei die Dunkelziffer hoch sein dürfte. Die meisten Fälle wurden von der Kirche verschwiegen, vertuscht oder bagatellisiert.
Diverser als andere Vereine
Fehr anerkannte aber die sozialen Leistungen und die Wertevermittlung durch die religiösen Gemeinschaften. Dies gerade in einer stark veränderten Religionslandschaft, in der die Konfessionslosen mittlerweile die grösste Gemeinschaft sind. Staatliche Institutionen würden durch religiöse Gemeinschaften entlastet, sagte Fehr.
Die vorgestellte Studie sollte den Beitrag der Religionsgemeinschaften für das Gemeinwohl aufzeigen. Laut den Professorinnen Katja Rost und Dorothea Lüddeckens von der Universität Zürich ist dieser auf verschiedenen Ebenen sichtbar.
So zeigte sich, dass Mitglieder in religiösen Vereinen stärker am politischen Leben teilnehmen oder über eine höhere Arbeitsmotivation verfügen als andere. Letztere zeige sich darin, dass sie eher bereit seien, für die Allgemeinheit zu arbeiten statt für sich selbst.
Auch Freundschaften lassen sich in religiösen Vereinen offenbar einfacher schliessen als in anderen Vereinen oder bei der Arbeit. Im Vergleich zu anderen Vereinen seien die religiösen Vereine zudem diverser. So würden Männer und Frauen oder Menschen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund aufeinandertreffen.
Die übergreifende Gemeinschaft sei «ein hohes Gut in unserer individualisierten Gesellschaft», stellte die reformierte Kirchenratspräsidentin Vera Straub fest.
Wunsch nach mehr Mitbestimmung
Negativer schätzten die Mitglieder in religiösen Vereinen die Mitbestimmung ein. Ein Punkt, den auch Vera Newec, Vize-Synodalpräsidentin der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, aufnahm. «Der Reformdruck ist bei uns am grössten. Den Wunsch nach mehr Mitbestimmung müssen wir aufgreifen», sagte sie vor den Medien.
Der Kanton Zürich unterstützt die Katholische Kirche, die Reformierte Kirche, die Christkatholische Kirche sowie die liberale jüdische Gemeinde und die Israelitische Kultusgemeinde mit jährlich rund 50 Millionen Franken.
Ob die Studie einen direkten Einfluss auf die künftige Finanzierung haben wird, konnte Fehr nicht sagen. Allerdings zeigten diese und andere Studien, dass «die Beiträge gerechtfertigt sind». Der Kantonsrat wird noch dieses Jahr über die Beiträge ab 2026 befinden.
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