Coronavirus – Schweiz Zürcher Kultur-Institutionen sollen sich nach Corona neu erfinden

olgr, sda

13.1.2023 - 09:36

Am Zürcher Tanzhaus ist die "Kulturpolitik 2.0" mit einem Transformationsprojekt bereits gestartet. Der Kanton will weitere Kulturinstitutionen bei ihrer Weiterentwicklung begleiten.
Am Zürcher Tanzhaus ist die "Kulturpolitik 2.0" mit einem Transformationsprojekt bereits gestartet. Der Kanton will weitere Kulturinstitutionen bei ihrer Weiterentwicklung begleiten.
Keystone

Die Corona-Pandemie hat die Zürcher Kultur durchgerüttelt. Ein «Zurück zu vorher» wird es dabei nicht geben, weil sich die Bedürfnisse der Zuschauerinnen und Zuschauer inzwischen verändert haben. Der Kanton will Kulturunternehmen und Kulturschaffende deshalb dabei helfen, sich neu aufzustellen.

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Die Pandemie sei für die Kulturinstitutionen und die Kulturschaffenden ein existenzielles Problem gewesen, sagte Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) am Freitag vor den Medien. Die Pandemie habe auch das Verhalten der Besuchenden verändert.

Es gebe heute weniger Zuschauerinnen und Zuschauer, auch wenn die Tendenz bestehe, dass das Publikum nun wieder zurückkommen wolle. Viele Konsumierende würden sich aber neue Inhalte oder auch andere, digitale Formen der Präsentation wünschen.

Den Wandel professionell begleiten

Damit sich Institutionen und Kulturschaffende neu aufstellen können und sie auch neues Publikum finden, will der Kanton seine Förderpolitik anpassen.

Er beabsichtigt, die Transformationsprozesse, die der Bund während der Pandemie aufgegleist hatte, nach deren Ende als kantonales Pilotprojekt vorerst für drei Jahre weiterzuführen und dafür jährlich eine Million Franken aus dem Kulturfonds zu investieren.

Denn eine erste Zwischenbilanz dieses neuen Förderinstrumentes falle positiv aus, sagte Madeleine Herzog, Leiterin der kantonalen Fachstelle Kultur. Es seien viele Projekte mit Zukunftspotenzial eingeleitet worden. So habe das Fotomuseum Winterthur etwa mit Hilfe der ZHAW seine Besuchergruppen analysiert, die Operettenbühne Hombrechtikon mit externen Kommunikationsexperten altes und neues Publikum angesprochen.

Die Institutionen hätten sich auch bereits vor der Pandemie um Angebot und Publikum gekümmert, hielt Herzog fest. Doch hätten ihnen die Ressourcen gefehlt, um dazu Fachleute beizuziehen. «Gerade die externe, professionelle Unterstützung ist ein massgeblicher Faktor, damit Massnahmen zielgerichtet und nachhaltig sind», sagte Herzog.

100 Franken Unterstützung pro Kopf

Während den Corona-Jahren 2020 bis 2022 hätten Bund und Kanton Zürcher Kulturbetriebe und Kunstschaffende mit je 75 Millionen Franken unterstützt, sagte Lisa Fuchs, Projektleiterin Covid-Finanzhilfen Kultur.

Es hatten 2230 Betriebe und Personen insgesamt 5313 Gesuche für Ausfallentschädigungen eingereicht. 91,1 Prozent dieser Gesuche wurden bewilligt. Doch wurde nach der komplizierten Berechnung aller möglichen Einnahmen und verschiedenen Hilfen nur rund 44 Prozent der beantragten Summe ausbezahlt.

Viele Kulturschaffende beanspruchten dabei von den insgesamt 150 Millionen Franken nur kleine Beiträge; rund 800 von ihnen erhielten weniger als 10'000 Franken – als kleinster Beitrag wurden 24.10 Franken ausbezahlt.

Von einer «kleinen Investition mit grosser Wirkung» sprach Fuchs. Mit 100 Franken pro Zürcherin und Zürcher über alle 28 Corona-Monate hinweg oder mit vier Franken pro Monat sei vielen Kulturbetrieben geholfen worden. «Das war ein äusserst sinn- und wirkungsvolles sowie nachhaltiges Investment.»

Auch Jacqueline Fehr zeigte sich überzeugt, dass die staatliche Hilfe das Überleben der Kultur gesichert habe. «Die Welt ist nach der Pandemie eine andere – die Kultur wird uns weiterhin helfen, uns darin zurechtzufinden.»