Alles gefälscht? Impfpass-Affäre in der Bundesliga – «Der Vorwurf, der im Raum steht, ist massiv»

dpa / mar

20.11.2021 - 15:40

Markus Anfang ist als Trainer von Werder Bremen zurückgetreten.
Markus Anfang ist als Trainer von Werder Bremen zurückgetreten.
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Das Kapitel Markus Anfang ist bei Werder Bremen schon wieder vorbei. Nach nicht einmal einem halben Jahr tritt der Trainer zurück, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn in der Impfpass-Affäre ermittelt.

DPA, dpa / mar

Wenige Stunden vor dem Zweitliga-Topspiel gegen den FC Schalke 04 hat Markus Anfang auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn in der Impfpass-Affäre reagiert und seinen Trainerposten mit sofortiger Wirkung zur Verfügung gestellt.

Dem 47-Jährigen wird vorgeworfen, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben. Das Gesundheitsamt Bremen hatte deshalb Strafanzeige gegen Anfang gestellt, die Staatsanwaltschaft Bremen daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Der Impfpass des Trainers wurde beschlagnahmt. «Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir zeitnah klären können», sagte Staatsanwalt Frank Passade der Deutschen Presse-Agentur.

Anfang: «Belastende Lage für den Verein»

Anfang hat die Vorwürfe bislang vehement zurückgewiesen. Trotzdem entschied er sich nun für einen Rücktritt und kam damit wohl auch einer Entlassung zuvor. «Der Vorwurf, der im Raum steht, ist massiv», sagte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann am Samstag in einem auf der Club-Homepage veröffentlichten Interview.

Es habe im Laufe des Freitags weitere Entwicklungen und eine neue Faktenlage gegeben, so dass auch der Verein überlegt habe, was die richtige Entscheidung sei. «Es war zu befürchten, dass das nicht von heute auf morgen zu klären ist und sich insgesamt noch hinziehen kann. Und dann hat es Auswirkungen auf den sportlichen Bereich, aber insgesamt auch auf das Image des Vereins», sagte Baumann.



Anfang nahm den Verantwortlichen schliesslich die Entscheidung ab. «Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende», wurde Anfang am Samstag in einer Mitteilung des Vereins zitiert. «Ich habe daher die verantwortlichen Personen um die umgehende Auflösung meines Vertrages gebeten, diesem Wunsch haben sie entsprochen.»

Ausser Anfang erklärte auch dessen Co-Trainer Florian Junge seinen Rücktritt. Gegen den 35 Jahre alten Anfang-Assistenten gibt es laut Werder-Mitteilung ebenfalls staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Was Junge vorgeworfen wird, ist bislang nicht bekannt.

Werder empfängt am heutigen Samstagabend um 20.30 Uhr (Sport1 und Sky) den FC Schalke 04. Dann soll Co-Trainer Danjiel Zenkovic das Team betreuen. Nicht auf der Bank sitzen wird dann Clemens Fritz. Bremens Leiter Profi-Fussball wurde positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich bereits in häuslicher Quarantäne.

Impfzertifikat angeblich gefälscht

Anfang hatte den Cheftrainerposten in Bremen erst im Sommer übernommen und sollte bei den Grün-Weissen nach dem ersten Abstieg seit 41 Jahren den Wiederaufbau einleiten und nach Möglichkeit den sofortigen Wiederaufstieg schaffen. Nach 13 Spielen liegt Werder auf Rang acht.

Am Vortag war bekanntgeworden, dass gegen Anfang wegen der angeblichen Nutzung eines gefälschten Impfzertifikats ermittelt wird. Nach Informationen des Multimedia-Portals «Deichstube» sollen im Impfnachweis des Trainers die Chargennummer des Impfstoffs und ein Impfdatum unstimmig gewesen sein. So soll sich ein Impftermin in Anfangs Nachweis angeblich mit einem Einsatz als Werder-Trainer überschneiden.

Dennoch hatte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann dem Trainer den Rücken gestärkt. Anfang habe versichert, dass alles korrekt gelaufen sei und er geimpft sei. «Und da muss man dem wichtigsten Mitarbeiter in einem Verein auch einen gewissen Vertrauensvorschuss geben», sagte Baumann.

Nach den weiteren Entwicklungen nahm er die Rücktritte von Anfang und Junge dann an. «Markus und Florian übernehmen mit ihrem Schritt Verantwortung und tragen somit dazu bei, die Unruhe, die in den letzten Tagen rund um den Verein und die Mannschaft aufgekommen ist, zu beenden.» Man respektiere ihre Entscheidung und werde sich nun auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer machen. «Natürlich ist es unser Wunsch, dass wir eine schnelle Lösung finden, aber es ist auch wichtig, dass wir den richtigen finden», sagte Baumann. «Das kann auch ein paar Tage dauern.»